»Wer bin ich, dass ich über Leben und Tod entscheide?«

Hans Calmeyer - »Rassereferent« in den Niederlanden 1941-1945

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Hans Calmeyer sollte als »Rassereferent« über Fälle unklarer Abstammung entscheiden: War er Mittäter oder Widerständler?Der Anwalt Hans Calmeyer (1903-1972) entschied als Beamter der deutschen Besatzungsverwaltung in den Niederlanden täglich über Leben und Tod: Nach der NS-Rassenpolitik sollte er »rassische Zweifelsfälle« klären. »Arier« oder Jude? Was zugleich bedeutete: Rettung oder Deportation. In ihrer Verzweiflung erfanden tausende Verfolgte neue Abstammungsgeschichten. Der Jurist hätte diese »Zweifelsfälle« in Holland genauso entscheiden müssen wie die Behörden in Berlin. Tatsächlich legten seine Mitarbeiter und er andere Maßstäbe an und versuchten, einzelne, aber auch ganze Gruppen vor der Verfolgung zu bewahren - auch Anne Franks beste Freundin.Dennoch ist Calmeyer bis heute umstritten: »Schindler oder Schwindler?« titelte der »Stern«. 1992 nahm ihn Yad Vashem unter den »Gerechten unter den Völkern« auf. Andere sehen in ihm ein funktionierendes Rädchen im Getriebe der Mord
maschinerie. Mathias Middelberg legt an konkreten Fällen die Handlungsweisen und -spielräume des »Rassereferenten« dar. - Wer war dieser Hans Calmeyer? War er Mittäter oder Widerständler?

Mathias Middelberg, geb. 1964, ist Rechtsanwalt und Mitglied des Deutschen Bundestages. 2003 wurde er mit einer rechtshistorischen Arbeit über Hans Calmeyers Wirken in der deutschen Besatzungsverwaltung der Niederlande während des Zweiten Weltkriegs promoviert.

»Tausende Juden bewahrte er vor dem Tod, anderen half er nicht. Ein stiller Held - mit brauner Weste.« (DER SPIEGEL, 15/2015) »Nach allem, was wir wissen, ist Hans Calmeyer derjenige Deutsche, der in den Jahren 1941 bis 1945 die meisten Juden gerettet hat.« (Wolfgang Büscher, Die Welt, 15.04.2015) »Calmeyer nutzte seine Position im NS-Apparat, um Anträge zu bewilligen, die ein linientreuer Funktionär mit einem Federstrich vom Tisch gewischt hätte. Er riskierte sein Leben, und mehr als einmal waren ihm die Schergen der SS nah auf den Fersen.« (Neue Osnabrücker Zeitung, 07.04.2015) »Wie soll man einen Menschen bewerten, der in einem Unrechtsregime nur deshalb aktiv mitgewirkt hat, weil er Schlimmeres verhindern wollte?« (Hannoversche Allgemeine Zeitung, 09.06.2015) »Akribisch recherchiert« (Der Tagesspiegel, 29.07.2015) »Middelberg charakterisiert seinen Protagonisten in all seiner Widersprüchlichkeit.« (Ludger Joseph Heid, DIE WELT, 03.08.2015) »Middelberg hat Calmeyers
Leben und Wirken ebenso kompetent wie eindrucksvoll gewürdigt« (Hans-Jürgen Döscher, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.2015) »ein bemerkenswertes Buch« (Antonia Kleikamp, Die Welt, 04.10.2015) »ein mit Schwung erzähltes, eindringliches Lebensbild Hans Calmeyers« (Benno Schirrmeister, taz - die Tageszeitung, 22.12.2015) »Middelbergs Gesamtbewertung von Calmeyers Agieren unter denkbar schwierigen Bedingungen ist derart fundiert, dass sie dessen Ehrung als 'Gerechter unter den Völkern' nachvollziehbar macht.« (Johannes Koll, Sehepunkte, 15.06.2016) »gelungene Arbeit, die sich mit einer verständlichen Sprache nicht nur an ein Fachpublikum wendet.« (Martin Schürrer, Osnabrücker Mitteilungen, Bd. 121, 2016)
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