Drach

Roman. Deutsche Erstausgabe. Ausgezeichnet mit dem Brücke Berlin Preis 2016

  • Sofort lieferbar
22,95 €
inkl. MwSt.
medienprofile-Rezension

In einer wortgewaltigen, Zeit und Raum außer Kraft setzenden Erzählung schildert Twardoch die Geschichte einer schlesischen Familie zwischen 1241 und 2014.
Szczepan Twardochs neuen Roman in wenigen Worten inhaltlich zu beschreiben, hieße, ein Kunstwerk zu zerstören. Sicher, eine wichtige Figur des Romans ließe sich nennen: Josef Magnor, der im Ersten Weltkrieg das Töten lernt und auch danach nicht davon loskommt. Eine andere Figur ist sein Urenkel Nikodem Gemander, der seine krebskranke Frau im Stich lässt und auch sonst einige schlechte Eigenschaften hat. Wie die beiden zusammenhängen, was sie eint und was sie trennt, ist nur eine von unzähligen Verbindungslinien, die in diesem Netz zu einem explosionsartig verwobenen Muster gesponnen werden. Twardoch beschreibt die Geschichte einer schlesischen Familie in einer Zeitspanne von knapp achthundert Jahren nicht nur chronologisch und biografisch, sondern wendet gleich mehrere literarische Kunstgriffe an. Ein ganz besonderer ist sicherlich, die allwissende Erde als Erzählerin auftreten zu lassen. Dass ihr Blick auf die Zeit und die Menschen, die in ihr leben, durchaus ein universeller ist, bekommt der Leser schnell zu spüren: "Aus dem Nirgendwo kommt Ihr auf die Welt. Es gibt Euch überhaupt nicht, und dann quillt aus dem in den Schoß des Frauenleibes gespritzten Samen etwas auf, das später Ihr werdet, und plötzlich seid Ihr schon und werdet mit jedem Augenblick mehr. So kam Josef auf die Welt ..." - ein urgewaltiger Satz, einer von vielen fein gedrechselten und doch verstörenden Sätzen in diesem ungewöhnlichen Buch. Jedes Kapitel spielt auf zahlreichen Zeitebenen, die oft in einem Satz hin und her wechseln. Die Leser/innen müssen Geduld, Konzentration und Mut zur Irritation mitbringen. Belohnt wird, wer durchhält, mit einem solitären Meisterwerk der Sprache, das genial gut übersetzt ist und einem unzählige kleine Bilder in den Kopf zaubert aus einer untergegangenen und doch lebendigen Welt. Wie das alles zusammenhängt, weiß oft nur die Erde allein. (Übers.: Olaf Kühl)


Szczepan Twardoch lässt die Erde selbst erzählen - den Drachen, der den Menschen ausspeit und ihn wieder verschlingt: In kühner Montage, ein ganzes Jahrhundert wie in einem einzigen Blick, schildert er die Dramen zweier Männer und die Chronik ihrer schlesischen Familie, vier Menschenalter. Ein grandioser Reigen von Werden und Vergehen, von der Suche nach Liebe und der Sehnsucht, sie festzuhalten - und ein gewaltiges Panorama des 20. Jahrhunderts.

Die Erde weiß alles. Mit kühlem Blick, der die Zeiten durchdringt, sieht sie alles, was auf ihr geschieht. Sie kennt das Kind Josef Magnor, das im Oktober 1906 den Geschmack der Wurstsuppe schmeckt und nie mehr vergisst. Josef, der im Dreck der Schützengräben von Frankreich landet und später im Bett der jungen Caroline. Dem diese Erde jahrelang ein Versteck im schlesischen Stollen bietet, nachdem er aus Eifersucht eine Tragödie angerichtet hat.
Die Erde kennt Nikodem, Josefs Urenkel. Nikodem, der zu seiner Geliebten zieht, a
ber von seiner Frau und Tochter nicht loskommt, auch nicht von dem schönen Haus, das er sich, gefragter Architekt des neuen Polen, gebaut hat - alles entgleitet ihm, auch die Geliebte. Was wird er retten können? Die Erde kennt das Ende, sie bleibt grausam kalt ...

Szczepan Twardoch, geboren 1979, ist einer der herausragenden Autoren der Gegenwartsliteratur. Mit «Morphin» (2012) gelang ihm der Durchbruch, das Buch wurde mit dem Polityka-Passport-Preis ausgezeichnet, Kritik und Leser waren begeistert. Für den Roman «Drach» wurden Twardoch und sein Übersetzer Olaf Kühl 2016 mit dem Brücke Berlin Preis geehrt, 2019 erhielt Twardoch den Samuel-Bogumil-Linde-Preis. Zuletzt erschienen der hochgelobte Roman «Der Boxer», das Tagebuch «Wale und Nachtfalter» und der Roman «Demut», den die NZZ als «Höhepunkt seines Schreibens» bezeichnete. Im Frühjahr 2024 erscheint der Roman «Kälte». Szczepan Twardoch lebt mit seiner Familie in Pilchowice/Schlesien.
Olaf Kühl, 1955 geboren, studierte Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Zeitgeschichte und arbeitete lange Jahre als Osteuropareferent für die Regierenden Bürgermeister von Berlin. Er ist Autor und einer der wichtigsten Übersetzer aus dem Polnischen und Russischen, u.a. wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis und dem Brücke Berlin-Preis ausgezeichnet. Sein zweiter Roman, «Der wahre Sohn», war 2013 für den Deutschen Buchpreis nominiert.

Ein Fronttagebuch des Menschlichen à la Céline, der tobend laute und zugleich hellhörige Roman eines archaischen Jahrhunderts. Die Welt
Mehr von Szczepan Twardoch

Reise in die Ukraine
ROWOHLT, BERLIN , 2024
Gebunden
  • Noch nicht erschienen. Erscheint laut Verlag am 13.08.2024.
24,00 €

"Ein großer Schlüsselroman zur Gegenwart ... Weltliteratur, aus familienbiografischen Ereignissen gespeist." Neue Zürcher Zeitung
ROWOHLT, BERLIN
Gebunden
  • Sofort lieferbar
26,00 €

Ein Berlin-Roman in den schillernden 20ern, von einem der aufregendsten Autoren der Gegenwart
ROWOHLT TB.
Kartoniert/Broschiert
  • Fehlt kurzfristig am Lager.
14,00 €
  • Das könnte Sie auch interessieren
C:\Internet\bonifatius\web\www_media\