Zwischen Krieg und Frieden

Die Besetzung und Entnazifizierung Deutschlands 1944-1946

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medienprofile-Rezension

Deutschland in der Endphase des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren.
Der bekannte englische Historiker zieht für seine umfangreiche Darstellung der Jahre 1944 bis 1946 überwiegend nichtdeutsche Quellen heran. Geschickt beschreibt er diese Jahre aus Sicht der Besatzer und der Besiegten. Die Abwechslung zwischen dem Eingehen auf die politischen und militärischen Grundzüge einerseits und der Schilderung von Einzelschicksalen andererseits macht die Lektüre für einen breiten Leserkreis lehrreich und auch spannend. Deutlich ist herausgearbeitet, welche Unterschiede bei der Besetzung des Landes unter den Alliierten bestanden, wie sich dann das Leben in den vier Besatzungszonen unterschied und wie schließlich die Entwicklung der drei Westzonen sich immer stärker abhob von der in der sowjetisch besetzten Zone. Einzelthemen wie die Werwolfbewegung gegen Kriegsende, das zum Scheitern verurteilte Fraternisierungsverbot und die Entwicklung der Entnazifizierung nach dem Krieg werden übersichtlich erklärt. Auch heikle Themen wie die Vergewaltigungen durch die Sieger oder die Judenverachtung des amerikanischen Generals Patton werden nicht heruntergespielt. An einigen Stellen merkt man, dass der Autor etwas nicht ganz verstanden hat, z.B. wenn er das Wort "Persilscheine" erklärt. Sein Ausblick auf die "Adenauerrepublik" wird nicht alle Fachkollegen überzeugen. Trotz dieser kleinen Einwände kann man Taylors Buch als Standardwerk über diese dramatischen Jahre der deutschen Geschichte allen Büchereien empfehlen. Die gelungene Übersetzung ins Deutsche durch Klaus-Dieter Schmidt trägt zur guten Lesbarkeit nicht unwesentlich bei.


Im September 1944 betrat erstmals ein amerikanischer Soldat deutschen Boden, einen Monat später wurde Aachen als erste große Stadt besetzt. Deutschlands Stunde Null hatte begonnen, und von nun an sahen sich die Alliierten völlig neuen Herausforderungen ausgesetzt. Noch während deutsche Truppen in erbitterten Kämpfen niedergeschlagen wurden, mussten die Eroberungen gesichert werden, galt es, der kritischen Situation in den überfüllten Gefangenenlagern Herr zu werden, waren Millionen Flüchtlinge aus Mittel- und Osteuropa aufzunehmen. Und vor allem: Die nationalsozialistische Ideologie sollte so schnell wie möglich aus dem Leben der Deutschen verschwinden. Politische Führer mussten entmachtet und zur Verantwortung gezogen werden, und zugleich war das zivile Leben neu zu organisieren. Für all das gab es keinen Masterplan. Deutschland, so Frederick Taylor, war für die westlichen Besatzungsmächte zunächst wie ein leeres Blatt. Eindringlich zeichnet er nach, wie dann jedoch die Lernp
rozesse begannen und ein fundamentaler Bewusstseinswandel einsetzte. Zwischen Krieg und Frieden erzählt diese dramatischen zwei Jahre deutscher Geschichte aus der Perspektive der Besatzer und der Besetzten, aus der Sicht der militärischen und politischen Führer wie der einfachen Menschen. Es ist ein beeindruckend vielstimmiges Bild, das nuancenreiche Panorama einer Umbruchzeit, in der nicht weniger als die Voraussetzungen für eine neue Gesellschaft geschaffen wurden.

Taylor, FrederickFrederick Taylor hat Neue Geschichte und Germanistik studiert und ist Fellow der Royal Historical Society. Seine Bücher Dresden. Dienstag, 13. Februar 1945 und Die Mauer. 13. August 1961 bis 9. November 1989 wurden in mehrere Sprachen übersetzt und waren internationale Bestseller. Er lebt in Cornwall.
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