20 Jahre lang notierte Henry David Thoreau fast täglich morgens und abends Beobachtungen zur Natur, aber auch Überlegungen zu Politik und dem kulturellen Tagesgeschehen. Der durch sein Buch Walden weltberühmt gewordene Autor tritt in seinem bei Matthes & Seitz Berlin in 12 Bänden herausgegebenen Tagebuchwerk als aufmerksamer Kommentator des Zeitgeschehens auf, der für seine Überzeugungen auch öffentlich einsteht. Der von Rainer G. Schmidt herausgegebene und von Jared Sexton mit einem Nachwort versehene Band VI kreist zentral um die Übel der Sklaverei und des Imperialismus. In ihrer engen Verstrickung sah Thoreau eine maßgebliche Voraussetzung für den Übergang vom Merkantilismus zum Industriekapitalismus. Von der Einführung der Baumwollentkörnungsmaschinen zur Kreditfinanzierung lebte Thoreau in einer Zeit rasender Entwicklung, die er aufmerksam konstatierte und kritisierte, insbesondere durch sein Eintreten gegen die Sklaverei.
»Thoreaus Hauptwerk war nicht Walden, sond
ern sein zwei Millionen Wörter umfassendes Tagebuch.« - Andrea Wulf, THE ATLANTIC
Henry David Thoreau, 1817 in Concord, Mass. geboren, studierte von 1833 bis 1837 an der Harvard University. 1838 gründete er mit seinem Bruder eine Privatschule. 28-jährig zog er sich für zwei Jahre in eine Hütte am Walden Pond zurück und schrieb sein berühmtestes Buch. Als er 1846 verhaftet wurde, verfasste er den Essay Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat. Ab 1849 verdingte er sich als Tagelöhner, Anstreicher, Tischler, Landvermesser und Vortragsreisender. Bereits seit 1835 litt er unter Tuberkulose, der er 1862 erlag.
Rainer G. Schmidt, 1950 im Saarland geboren, begann 1978 mit der Übersetzung des Gesamtwerks von Arthur Rimbaud und übersetzte seither viele Werke u. a. von Henri Michaux, Victor Segalen, Herman Melville. Er erhielt u. a. den Paul-Celan-Preis und übersetzt derzeit das 12bändige Tagebuch von Henry D. Thoreau.
Jared Sexton ist Direktor des Programms African American Studies an der University of California, Irvine, und Autor u. a. von Amalgamation Schemes: Antiblackness and the Critique of Multiracialism.