Sowjetisches Gerichtstheater

Zur Rolle von Theater und Gericht in der frühen Sowjetzeit

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In der frühen Sowjetunion kursierten zahlreiche Broschüren mit Gerichtstheaterstücken, in denen Alkoholiker, Wunderheilerinnen, Mücken oder gar Gott vor Gericht standen. Die teils komischen, teils grotesken Stücke, die Laien in Dörfern oder Fabriken aufführten, offenbaren eine für die postrevolutionären 1920er Jahre typische Ambivalenz: Sie oszillieren zwischen Ideen der Selbstermächtigung und einem brutalen Projekt der Disziplinierung und Säuberung. Gianna Frölicher zeigt, wie in diesem Genre im Zuge der Totalitarisierung unter Stalin die Grenzen zwischen Theater und Gericht zunehmend verschwinden - bis das Gerichtstheater zu Beginn der 1930er Jahre lautlos in eine theatrale Justiz übergeht.

Gianna Frölicher (Dr. phil.), geb. 1985, ist Slavistin und arbeitet am Slavischen Seminar der Universität Zürich. Während ihrer Promotion an Sylvia Sasses Lehrstuhl für Slavistische Literaturwissenschaft absolvierte sie mehrere Forschungsaufenthalte in Minsk und in Berlin und war langjähriges Mitglied der Zürcher Redaktion der Online-Zeitschrift »novinki«.
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