Imre Kertész

Leben und Werk

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medienprofile-Rezension

Auf der Suche nach einem Ausdruck für das Leben in und nach Auschwitz: Porträt des Literaturnobelpreisträgers (geb. 1929).
Imre Kertész gehört neben Jean Améry und Primo Levi zu den literarischen Zeugen des Holocausts und der Auseinandersetzung mit dem Totalitarismus. Die Biografin und Literaturwissenschaftlerin Irene Heidelberger-Leonard entwirft mit ihrer Darstellung weniger einen Lebenslauf des Dichters als eine literaturwissenschaftliche Darstellung der Hauptwerke des Autors, anhand derer sein Werdegang aus den Erfahrungen des Lagers Birkenau und den Widrigkeiten im kommunistischen Ungarn bis zur Wendezeit nachgezeichnet wird. Vom frühen "Ich, der Henker" zum zentralen "Roman eines Schicksalslosen" bis zum "Galeerentagebuch" zieht sich das Ringen um einen Ausdruck der verbannten, fragwürdigen und schuldhaften Existenz eines Überlebenden, der sich fragt: "Wie aber, wenn der Mensch nicht mehr ist als seine Situation, die Situation im 'Gegebenen'?" Das Buch geht also ein auf jene biografisch-literaturwissenschaftliche Darstellung der bedrohten Existenz im 20. Jh., deren Freiheitsbegriff dem Existentialismus seine Radikalität verdankt. Dass in dieser Form die Daten des Lebenslaufs nicht Anknüpfungspunkte für (Er)Leben sind, das jenseits des literarischen Werks und von ihm abzulösen ist, versteht sich von selbst. In ihrer konzisen und einfühlsamen Sprache eröffnet die Autorin dem literarisch interessierten Leser einen profunden Zugang zu den Werken und der Person des 1929 in Budapest geborenen Literatur-Nobelpreisträgers. Für größere Bestände und literarisch anspruchsvollere Leser sehr empfehlenswert.

Die erste Werkbiographie über den großen ungarischen Schriftsteller.Lange vor der Niederschrift seines weltberühmten »Romans eines Schicksallosen« hat Imre Kertész einen kurzen Text geschrieben, der sich wie eine Grundschrift seines Werkes liest: In »Ich, der Henker«, einem lange Zeit unpublizierten Textfragment aus den 50er Jahren, schreibt der Holocaust-Überlebende nicht, wie zu erwarten wäre, aus der Perspektive des Opfers, sondern aus der des Täters: Ein Massenmörder legt Rechenschaft ab, zeichnet sich selbst als Rädchen im Getriebe, als Henker wider Willen und verwischt die Grenzen zwischen Täter und Opfer.Bereits in diesem frühen Text zeigt sich Kertész` Überzeugung, dass Opfer und Täter im Totalitarismus austauschbar geworden sind. Sie fügen sich beide in ihre »Schicksallosigkeit«, ihren Verlust der Persönlichkeit. Ein Überlebender kann laut Kertész nicht ohne Schuld sein - nur die Toten sind frei von Schuld.Irene Heidelberger-Leonard legt erstmalig eine Werkbiographie dies
es Ausnahme-Schriftstellers vor. Sie zeigt, wie eng Kertész` Leben mit seinem Werk verknüpft ist, aber auch wie groß die Freiheiten sind, mit denen er sein Leben in der Literatur gestaltet: Das Schreiben seiner Lebensgeschichte ist für ihn eine existentielle Notwendigkeit, es ist die einzige Möglichkeit, aus der Passivität der Opferrolle auszubrechen und seine Individualität zurückzugewinnen.Irene Heidelberger-Leonard zeichnet ein feinsinniges Porträt des Nobelpreisträgers, der die Selbsterforschung und deren ästhetische Verwandlung zu seinem Lebensinhalt gemacht hat.

Irene Heidelberger-Leonard, geb. 1944, war bis 2009 Professorin für Neue deutsche Literatur an der Universität Brüssel und ist Honorary Professor an der University of London. Sie erhielt 2005 für ihre Biographie»Jean Améry. Revolte in der Resignation« (2004) den Einhard-Preis für »hervorragende Biographik«. Heidelberger-Leonard ist außerdem Gesamtherausgeberin der Jean Améry-Werkausgabe in neun Bänden (2002-2008).
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