Die Liebenden von Mantua

Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015

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medienprofile-Rezension

Sprachlich bestechender Roman über Liebe und Tod in verschiedenen menschlichen und historischen Situationen.
Zwei Freunde (aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird) treffen sich nach langen Jahren in Mantua. Raffa, der Erdbebenforscher, ist anlässlich des Erdbebens 2012 in der Stadt. Manu, der Schriftsteller, recherchiert für einen neuen Roman über die "Liebenden von Mantua", eine archäologische Sensation: Ein jungsteinzeitliches Paar war 2007 nach 6000 Jahren in scheinbar liebevoller Umarmung der Erde entrissen worden. Ein verrückter, von der Idee, sie zum Symbol einer neuen wahrhaft humanen Diesseitsreligion zu machen, besessener Graf entwendet die Skelette, entführt den Schriftsteller und will ihn zwingen, eine "Charta der Liebe" (S. 109) zu verfassen. "Der Gekreuzigte hat ausgedient! Weg mit dem allgegenwärtigen Folterbild!" (S. 110) "Das einzige Paradies, das es je wird geben können, ist das erfüllte, geteilte Diesseits zweier Liebender." (S. 104) Dem in der Villa des Conte unter halluzinogene Drogen gesetzten Manu wird zu diesem Zweck eine Bibliothek mit allerlei philosophischen, mystischen Werken zugänglich gemacht. Jede Nacht widmet er sich der Lektüre, und die gedankenschweren Lesefrüchte und fingierten Traumgespräche werden auch dem Leser überreichlich aufgetischt, ebenso wie die Diskurse von Graf und Gefangenem. Raffa, auf der Suche nach dem verschwundenen Freund, gerät gleichzeitig an eine geheimnisvolle junge Frau, die ihn mit den (erotischen) Meisterwerken der Renaissance in den berühmten Palästen Mantuas bekannt macht. Dies freilich so ausführlich, dass man manchmal glaubt, einen Kunstführer in Händen zu halten. Am Ende gibt es zwei Tote, Manu wird befreit, der Graf landet im Kittchen, womit die Kriminalgeschichte, die den ganzen Roman fast notdürftig zusammenhält, ein allzu unmotiviertes Ende findet. Fazit: ein sprachlich bestechend geschriebener Roman voller literarischer Anspielungen. Assoziativ aneinandergereihte Kurzsätze ergeben mitunter einen Text von schwebender Leichtigkeit und Offenheit. Inhaltlich aber ein etwas inhomogener, mit literarischen, kunsthistorischen, philosophischen und theologischen Details schwer beladener Roman, dessen Kriminalhandlung allzu konstruiert wirkt. Jedenfalls ist diese Liebeserklärung an Mantua für "Liebende Mantuas" ein Leckerbissen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015)

Ein großer Roman über eine neue Liebesutopie.Seit 6000 Jahren lagen sie sich in den Armen: Als 2007 die aus der Jungsteinzeit stammenden Skelette zweier junger Menschen bei der Stadt Mantua ausgegraben wurden, gingen die Bilder um die Welt. »Romeo und Julia aus der Steinzeit« - so lautete die Sensationsmeldung. Dann kamen die Krise und der »verfluchte Frühling«, das Erdbeben im Mai 2012, die Renaissance-Stadt Mantua hatte andere Sorgen.In Ralph Dutlis Roman ist das berühmte Steinzeitpaar nach Untersuchungen in einem archäologischen Laboratorium plötzlich verschwunden, und so macht sich der Schriftsteller Manu auf die Suche. Doch bald ist er selber unauffindbar. Entführt auf das Anwesen eines dubiosen Grafen, soll er eine neue Religion der Liebe begründen helfen, nicht mit dem Gekreuzigten als zentralem Symbol, sondern mit dem Bild der Liebenden von Mantua ...In einer Zwischenwelt aus Realität und Traum flimmert das Mantua der Renaissance, der Maler Mantegna soll noch einmal sein b
erühmtes »Zimmer der Vermählten« malen, der Dichter Vergil fliegt als erstaunter Beobachter über seine Heimatstadt Mantua, und es geschehen mehrere merkwürdige Morde.»Die Liebenden von Mantua« ist ein Roman über die Erdbebenzonen des Lebens, über eine neue Liebesutopie, über Religion und Renaissance, den unsicheren Status der Wirklichkeit und die unheimliche Macht der Schrift.Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015

Ralph Dutli, geb. 1954 in Schaffhausen (Schweiz), studierte Romanistik und Russistik in Zürich und Paris (Sorbonne), lebt seit 1994 in Heidelberg. Er ist Romanautor, Lyriker, Essayist, Biograph, Übersetzer und Herausgeber. Im Wallstein Verlag erschienen seine Romane »Soutines letzte Fahrt« und »Die Liebenden von Mantua«, eine Trilogie französischer mittelalterlicher Poesie des 13. Jahrhunderts (»Fatrasien«; »Das Liebesbestiarium«; »Winterpech & Sommerpech«) sowie seine »Kleinen Kulturgeschichten« zu Olivenbaum (»Liebe Olive«), Honigbiene (»Das Lied vom Honig«) und Gold (»Das Gold der Träume«). Außerdem der Band »Mandelstam, Heidelberg« mit Jugendgedichten des russischen Dichters Ossip Mandelstam und der Band der Liebesgedichte von Marina Zwetajewa (»Lob der Aphrodite«). Für seine Vermittlung moderner russischer Lyrik erhielt Ralph Dutli den Johann-Heinrich-Voß-Preis 2006 der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, für seinen Roman »Soutines letzte Fahrt«, der in mehrere europ
äische Sprachen übersetzt und für den Deutschen wie für den Schweizer Buchpreis nominiert war, den Rheingau Literaturpreis 2013 und den Preis der LiteraTour Nord 2014, sowie den Düsseldorfer Literaturpreis 2014 für sein literarisches Gesamtwerk, den Erich Fried Preis 2018, den Deutschen Sprachpreis 2021 der Henning-Kaufmann-Stiftung und den Übersetzerpreis Ginkgo-Biloba für Lyrik 2023.

»ein sprachlich virtuos orchestrierter Grenzgang zwischen Roman und Essay, ein überaus eleganter Streifzug durch antike und moderne Mythologien« (Michael Braun, NZZ, 29.10.2015) »Hier schreibt der erfahrene Lyriker, der zugleich Freude an unverbrauchten sprachlichen Bildern hat.« (Sabine Doering, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2015) »Dutli ist ein Wortkünstler, der seine Leser mit einem Erzählfluss voller Überraschungen bezaubert.« (Monika Melchert, Sächsische Zeitung, 04.08.2015) »Ein so skurriler wie unterhaltsamer Bildungsroman - Sprachmagie pur!« (Tina Uhlmann, Berner Zeitung, 30.03.2016) »Der Ausgangspunkt ist ein ganz realistischer, er hat daraus einen Traum gemacht.« (Petra Lohrmann, gute-literatur-meine-empfehlung.de, 07.08.2017)
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