Aus der Zeit fallen

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medienprofile-Rezension

Trauern um den Tod von Kindern.
Der Verlust eines Kindes trifft die Eltern sehr hart. Der vielfach ausgezeichnete israelische Schriftsteller hat seinen Sohn Uri 2006 im Krieg verloren. Seine Erfahrungen spiegeln sich im Zwiegespräch eines älteren Ehepaares, das eine Art Standortbestimmung im Dialog mit dem toten Sohn sucht. Eine Hebamme und ihr verschlossener Mann, ein Schuster, trauern um die verstorbene kleine Tochter. Auch ein Rechenlehrer, eine Netzflickerin und der Zentaur (ein etwas ruppiger Schriftsteller) fallen gleichsam aus den Ordnungsgrößen von Ort und Zeit. Als Verbindungsstelle zwischen den isolierten Figuren tritt ein Chronist auf, der einem Herzog dient. Es gibt keinen sichtbaren Handlungsverlauf, vielmehr kreisen die Trauernden um sich, den verlorenen Menschen, ihre veränderte Partnerbeziehung und sie fantasieren von Begegnungsmöglichkeiten. Beim Lesen denkt man zunächst an eine altgriechische Tragödie, so intensiv ist die Klage, aber auch an Klagelieder, denn der Ton ist immer wieder lyrisch. Besonders aufschlussreich ist das Nachwort der Übersetzerin, die die Schwierigkeit der Übertragung dieses gattungsmäßig nicht zu fassenden Textes in eine andere Sprache erläutert und damit aber auch das Verständnis erschließen hilft. Das dezent gestaltete schmale Buch lässt sich kaum in einem Zug lesen, sondern lädt zu mehrmaligem Eintauchen in diese menschliche Grenzerfahrung ein. (Übers.: Anne Birkenhauer)

Ein Mann zieht klagend um die Stadt, auf der Suche nach seinem toten Sohn. Viele schließen sich ihm an, stimmen in seine Trauer ein, weil auch sie ein Kind verloren haben. Zusammen bilden sie einen vielstimmigen Chor, der all die Fragen stellt, die jeden beim Tod eines Angehörigen bewegen: Wo ist der Verstorbene jetzt? Was bin ich ihm schuldig geblieben? Werde ich ihn je wiedersehen? Bis die Trauernden erkennen, "dass Leben in seiner ganzen Fülle nur dort, an dieser Grenzlinie besteht". Einige Jahre nach dem Tod seines Sohns im Libanonkrieg legt einer der berühmtesten Autoren aus Israel sein bisher persönlichstes Buch vor - Totenklage und Hymnus auf das Leben zugleich.

David Grossman wurde 1954 in Jerusalem geboren und gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der israelischen Gegenwartsliteratur. 2008 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis, 2010 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2017 den internationalen Man-Booker-Preis für seinen Roman Kommt ein Pferd in die Bar. 2021 wurde ihm das Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Bei Hanser erschienen zuletzt Diesen Krieg kann keiner gewinnen (2003), Das Gedächtnis der Haut (2004), Die Kraft zur Korrektur (2008), Eine Frau flieht vor einer Nachricht (Roman, 2009), Die Umarmung (2012), Aus der Zeit fallen (2013), Kommt ein Pferd in die Bar (Roman, 2016), Die Sonnenprinzessin (2016), Eine Taube erschießen (Reden und Essays, 2018) und Was Nina wusste (2020). Im Hanser Kinder- und Jugendbuch erschien zuletzt 2018 das Kinderbuch Giraffe und dann ab ins Bett!, 2023 folgt das Bilderbuch Opa, warum hast du Falten?.

"Die Bücher David Grossmans, so unterschiedlich sie sind, machen begreiflich, was es bedeutet, in Israel seine Heimat zu haben, und wie allgegenwärtig dort Verlust und Trauer sind." Claudia Voigt, Der Spiegel, 28.01.13

"Der Zusammenhang zwischen Grossmans Tragödie und diesem Buch ist so ungeheuerlich, dass der Außenstehende kaum mehr als seinen Umriss wahrnehmen kann. Kein Kommentar wird solchem Unglück gerecht. Nur David Grossman selbst darf ihm noch etwas hinzufügen." Jakob Hessing, Die Welt, 09.02.13

"Jeder, der nach dem Tod eines geliebten Menschen dessen Stimme noch einmal gehört hat, wird Grossman für dieses Buch dankbar sein." Natascha Freundel, Frankfurter Rundschau, 28.01.13

"Die Welt dieses Werks ist eine Zwischenwelt, ein bisschen Märchenreich, ein bisschen Mittelalter, ein ortloser Raum, mythisch und dunkel." Uwe Stolzmann, Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2013

"In 'Aus der Zeit fallen' hat der israelische Autor den Schicksalsschlag auf atemberau
bende Weise verarbeitet. Das Buch ist Totenklage trauernder Eltern, vielstimmiges Oratorium und Hymne an das Leben zugleich." Valeria Heintges, Focus, 26.01.13

"Grossmans Buch ist ein ergreifende, erschütternde Trauer-Arbeit." Britta Heidemann, Westdeutsche Allgemeine, 28.01.13

"'Aus der Zeit fallen' ist ein berührend wahres Buch vom Schock der Todesnachricht über den schmerzhaften Prozess, sie zu begreifen und sie als Teil des Lebens anzuerkennen." Elke Schröder, Neue Osnabrücker Zeitung, 30.01.13

"'Aus der Zeit fallen' ist kein Buch über den Tod, sondern ein vielstimmiges, wahrhaftiges und poetisches Werk über die Trauer, und die ist den Lebenden vorbehalten." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.02.13

"Ein bewegendes Buch über die Willkür des Todes." Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 27.01.13

"Jeder, der nach dem Tod eines geliebten Menschen dessen Stimme noch einmal gehört hat, wird Grossman für dies
es Buch dankbar sein." Natscha Freundel, Frankfurter Rundschau, 28.01.13
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