Charly, Benny und Hamid. Seit Ewigkeiten befreundet. Mittlerweile (Pre-)Teens. Charly ist begeisterte Umweltschützerin, Benny fasziniert von Höhlen und Hamid talentierter Comiczeichner. Ich-Erzählerin Charly berichtet in sechs Kapiteln von dem Freundschaftsdrama zwischen den dreien, bei dem plötzlich Dinge zwischen ihnen stehen. Als Benny eine Kette mit Davidstern von seinem Großvater geschenkt bekommt und er sie seitdem in der Schule trägt, kommt es zu antisemitischen Äußerungen und Taten ihm gegenüber. Auch Hamid positioniert sich nicht gegen diese Taten, sondern zeigt sich als muslimischer Flüchtling sehr verunsichert über die Religionszugehörigkeit seines besten Freundes. Dabei spielte Religion doch zwischen ihnen nie eine Rolle. Charly hängt dazwischen, bekommt so einiges nicht mit, kriegt aber immerhin noch die Kurve und setzt sich für Gerechtigkeit und Aufklärung ein. Neid, Mobbing, Bedrohung, Rassismus, Religion und Gewalt. Der Stoff von "Völlig meschugge" könnte pädagogisch daherkommen, wird aber vom Meister der Kinderliteratur Andreas Steinhöfel erzählt und von der wunderbaren Comiczeichnerin Melanie Garanin bebildert. Und so entsteht ein äußerst gelungenes Zusammenspiel aus Bild und Text. Temporeich und klar und mit Figuren, die deutlich sagen, dass Antisemitismus "kein schlechter Scherz, sondern voll daneben und […] ganz nebenbei auch strafbar ist". Das Buch ist eine Bearbeitung des Drehbuches zur gleichnamigen KIKA-Serie, konzentriert sich aber auf Charlys Erzählperspektive - die mitunter aber auch von Szenen erzählt, bei denen sie nicht dabei war. Interessanterweise findet Hamid einen weisen Ratgeber in einem Iman: " Wir Menschen fühlen uns dann auch einsam, manchmal verwirrt und verloren. Verlassen. Dann ist es wichtig, uns auf das zu besinnen, was jeder Mensch will. Wir wollen geliebt werden und selber lieben. Wir wollen in Frieden leben, egal wo wir herkommen, welche Hautfarbe wir haben, welche Sprache wir sprechen." Für alle Bestände. Und auch ein toller Tipp für alle, die in der Bildungsarbeit tätig sind. Anna Winkler-Benders
(medienprofile-Rezension; ausgezeichnet vom Borromäusverein e.V. als Religiöses Kinderbuch des Monats September 2022)
Teenager zu sein ist nie einfach.
Nicht für Umweltschützerin Charly, nicht für den syrischen Flüchtlingsjungen Hamid und auch nicht für Benny, dessen Opa im Sterben liegt. Zum Abschied gibt der seinem Enkel einen Davidstern, und erst als Benny den öffentlich trägt, wird allen bewusst, dass er Jude ist. Und Hamid ist Moslem! Schlagartig sprudeln aus den Jugendlichen die tradierten Ressentiments der Erwachsenenwelt - aber die drei kämpfen um ihre Freundschaft.
Andreas Steinhöfels Protagonist_innen sind nicht nur unglaublich liebenswert, sondern auch durchaus kompliziert - und haben ihre ganz eigene Art, damit umzugehen. Während das Publikum die Geschichte in der gleichnamigen TV-Serie hauptsächlich aus Hamids Perspektive erfährt, wird diese Geschichte aus Charlys Sicht von Andreas Steinhöfel erzählt und von Melanie Garanin gezeichnet und verleiht ihr damit eine weitere Facette.
Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugendbuchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autorentätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Prod
uzent von Kinderfilmen.
Melanie Garanin, 1972 geboren, studierte Zeichentrickfilm in Potsdam-Babelsberg und hat schon für viele verschiedene Verlage zahlreiche Kinder-und Jugendbücher illustriert. Für den Carlsen Verlag zeichnete sie alle acht Bände der Kinderbuchreihe »Pippa Pepperkorn« von Charlotte Habersack. Seit sie 2017 begonnen hatte, an ihrer ersten Graphic Novel zu arbeiten, nennt sie sich allerdings Comiczeichnerin und will am liebsten nichts anderes mehr machen. Sie lebt mit ihrer Familie und einem Haufen Tiere bei Berlin. Darüber und über noch mehr schreibt-zeichnet sie auch auf ihrem Blog melaniegaranin.com.
"Vielmehr nähern sie sich sensibel der Thematik und setzen so auch neue Akzente" Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur 20240710
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