Alles ist jetzt

Roman

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medienprofile-Rezension

Mit Mühe kann sich eine junge Frau langsam von den Verletzungen ihrer Kindheit befreien.
Ingrid ist jung, hübsch und ziemlich runter. Sie bringt sich alleine durch und die meiste Zeit auch noch ihren Bruder, der mit Drogen dealt und sie auch konsumiert. Ingrid hat einen miesen Job in einer Sexbar, am Tresen wohlgemerkt, den Rest blendet sie aus. Das hat sie früh gelernt. Die Nabelschnur zu ihrer Restfamilie, einer depressiven, alkoholkranken Mutter, hat sie mit 18 durchtrennt. Ein Ausflug in die große Stadt zu ihrer Jugendliebe zerstörte damals ihre Hoffnungen auf eine richtige Beziehung mit dem angehenden Mediziner. Den Vater trifft sie nur noch einmal im Jahr immer kurz vor Weihnachten, es geht mehr um den Geldschein, den er ihr dann zusteckt. Er hat seine anstrengende erste Familie längst mit einer besser passenden getauscht. - Die junge Autorin Julia Wolf erzählt in ihrem Debütroman eine nüchterne Geschichte über das Erwachsenwerden und wie man damit fertig wird, wenn die Startbedingungen eines wohlbehüteten Mittelschichtssprösslings sich plötzlich dramatisch verschlechtern, weil die Eltern versagen. Sie verdichtet das Geschehen und ihre Sprache derart, dass man das schmale Buch ab und zu weglegen muss, um durchzuatmen. Nicht die schlechteste Nebenwirkung von Literatur. Am Ende kann Ingrid sich ein Stück weiter entfernen von den Verletzungen ihrer Kindheit, eine kleine Befreiung immerhin. Eine eindrückliche, intensive Lektüre.

Eine Ewigkeit scheint vergangen seit Ingrids Flucht aus der bürgerlichen Enge eines Vororts, raus aus dem Elternhaus mit provinzdeutscher Gartenhecke und kleinkalifonischem Flachdach. Jetzt arbeitet Ingrid in der großen Stadt, mixt Getränke in einer Live-Sex-Bar. Ihre Wohnung teilt sie sich mit einer Katze und ihrem Bruder Gordan. Ein Besuch bei der Mutter wühlt alles wieder auf, was Ingrid so sorgfältig unter einer Jahre alten Müdigkeit verborgen hielt: Erinnerungen an eine fatale Grillparty beim Vater und seiner neuen Familie, an die Mutter mit wässrigen Augen und Gläsern mit Hochprozentigem, an einen verlassenen Pool, der wie eine Wunde im elterlichen Garten klafft. Und an einen Sommer zu dritt, an dem alles seinen Anfang nahm.

Julia Wolf, 1980 in Groß-Gerau geboren, lebt in Berlin und Leipzig. Für ihren Debütroman »Alles ist jetzt« (FVA 2015) erhielt sie den Kunstpreis Literatur der Brandenburg Lotto GmbH. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 las sie einen Auszug aus ihrem Roman »Walter Nowak bleibt liegen« (FVA 2017), für den sie mit dem renommierten 3sat-Preis und dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet wurde. »Walter Nowak bleibt liegen« wurde 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert.
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