Zwischen Tugend und Laster

Weibliche Rollenbilder in den Tragedi und Comedi des Hans Sachs

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Die Studie untersucht erstmals ausführlich eine repräsentative Auswahl an tragedi und comedi des Hans Sachs mit weiblichen Protagonistinnen. Anhand einer sorgfältigen Rekonstruktion des intertextuellen Bezugsrahmens der Dramen, unter Berücksichtigung sowohl der enorm vielfältigen literarischen Quellen und Prätexte als auch Sachs' eigener motiv- und stoffverwandter Dichtungen in Form von Meisterliedern und Spruchgedichten, werden das dramaturgische Instrumentarium des Autors präziser bestimmt sowie insbesondere auch das Verhältnis von Spiel und Lehre differenzierter ausgelotet. Gerade das "ernste" Drama erweist sich als privilegierter Ort für die literarische Inszenierung kreativer weiblicher Zuschreibungen und Handlungspotenziale, die unterschwellig an vielen Stellen Widersprüche zum normativen Geltungsanspruch der angehängten moralischen Lehre provozieren. Umgekehrt trägt die Lehre in anderen Fällen aber auch den literarischen Diskurs mit, indem sie beispielsweise weibliche Laste
r an männliches Fehlverhalten zurückbindet. Insgesamt wird der Versuch des Autors erkennbar, innerhalb des lutherisch-patriarchalischen Ehemodells und des davon getragenen sozialpolitischen Ordnungsgefüges neue, stärker wechselseitig entworfene Umgangsweisen zwischen den Geschlechtern zu verhandeln.

Barbara Sasse (geb. 1960) studierte Germanistik und Geschichte in Düsseldorf und Münster; 1986 Erwerb des Magister Artium, 1989 Promotion zum Dr. phil. 1986-1990 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Münsteraner Sonderforschungsbereich 231 ("Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter"); 1990-1996 Deutschlektorin an der Universität Bari. Seit 1996 Dozentin für Deutsche Literatur und aktuell Professorin für Deutsche Sprache. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf der Literatur und der Sprachgeschichte des Späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit, insbesondere der Rezeptions- und Übersetzungsliteratur, dem Drama der Reformationszeit sowie den literarischen und fachsprachlichen Kommunikationsformen des frühen Druckzeitalters.

"Um es kurz und bündig zu sagen: Dies ist die fundierteste und anregendste wissenschaftliche Monographie, die jemals über Sachs verfasst wurde. Das gewählte Thema, 'weibliche Rollenbilder in den Tragedi und Comedi', ermöglicht Sasse eine exemplarische Auseinandersetzung mit zentralen Anliegen des Dichters und ihrer Artikulation nicht nur im Medium des Bühnenspiels, sondern auch des Meisterlieds und Spruchgedichts. (...) ihr Hauptinteresse [gilt] dem moraldidaktischen
Gehalt der 'Frauenstücke' vor dem Hintergrund der protestantischen Ethik. Auf diesem Gebiet hat sie einen solchen Reichtum an Erkenntnissen geliefert, dass die moderne Sachs-Forschung, die nach wie vor sehr viel aufzuarbeiten hat,
sich so motiviert fühlen sollte wie selten zuvor."

Von Niklas Holzberg
In: BGSL 2022, S. 156-160
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