Paratext und Publikum

Frank Wedekind schreibt Rezeptionsgeschichte

  • Noch nicht erschienen. Erscheint laut Verlag am 28.06.2024.
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Frank Wedekind wusste, wie es um sein Autorbild bei den Zeitgenossenbestellt war: In einem Notizbuch sammelte er im Jahr 1909'Schimpfworte', Auszüge aus Rezensionen des Berliner Tageblatts.Doch er registrierte nicht nur im Stillen, wie die Tagespresse seineAutorschaft und sein Werk aufnahm. Er setzte sich seit Jahren aktivmit der Rezeption auseinander: Nachdem schon seine frühen Gedichtewirkungsbezogenen Fragen nachgegangen waren, adressierten baldParatexte explizit und öffentlichkeitswirksam das Publikum. DiesesPublikum blätterte im Kaffeehaus durch die Zeitung, las in den eigenenvier Wänden ein Buch, saß dicht gedrängt im Theater. Und begegnetedabei in unterschiedlichen Rezeptionsmodi einem Autor, derin Texten, Abbildungen und Auftritten paratextuell kommunizierte,um die eigene Rezeptionsgeschichte mitzugestalten sowie den literarischenBetrieb und die staatliche Zensur kritisch zu kommentieren.Wedekind forderte dabei die Verantwortung des Publikums ein: wegvom passiv kulturkonsu
mierenden Zuschauer, hin zum mündigenRezipienten, der die Produktions- und Rezeptionsbedingungen vonLiteratur kennt. Zugleich aber musste der Autor in einer sich ausweitendenMediengesellschaft die Grenzen auktorialer Lenkung und dieMacht anderer Akteure im literarischen Feld eingestehen.

Susanne Fejer interessiert sich für kulturwissenschaftliche, interdisziplinäreWerkzugänge. In Frankfurt am Main und St. Louis (Missouri,USA) hat sie Germanistik, Kunstpädagogik sowie Film- und Medienwissenschaftenstudiert, in Mainz promoviert. Heute unterrichtet siein München.
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