Madgermanes

Ausgezeichnet mit dem Max und Moritz-Preis in der Kategorie Bester deutschsprachiger Comic 2016

  • Sofort lieferbar
24,95 €
inkl. MwSt.
medienprofile-Rezension

Drei Vertragsarbeiter aus Mosambik erzählen von ihrer Zeit in der DDR.
José, Basilio und Annabella - drei Stimmen, die von ihrer Zeit in der Ferne berichten. So unterschiedlich sich ihre Charaktere darstellen, so ähnlich sind ihre Erfahrungen gewesen, als sie Anfang und Mitte der 80er Jahre von Mosambik in die DDR zogen. Das ungewohnte Klima, die Separierung von der Bevölkerung, die Enttäuschung über mangelnde berufliche Perspektiven, Sehnsucht nach der Familie und der spätere, nach der Wende so offen gezeigte Fremdenhass - die drei Protagonisten dieser Graphic Novel stellen sich auf unterschiedliche Weisen diesen Situationen. Der Zeichnerin gelingt es, jeder dieser drei Stimmen und Perspektiven gerecht zu werden und gleichzeitig "die Fremde", die DDR, zu porträtieren: ein Staat in Auflösung, von dem später nur noch in Form von Souvenirs und Fotos erzählt werden kann. Für die Wiedergabe der Erinnerungen findet die Autorin geniale Lösungen; teils sind sie verblüffend einfach und eindeutig, teils experimentell und gewagt. Es ist schlichtweg meisterhaft, wie es ihr allein durch die Kombination verschiedener Bildsprachen gelingt, den Leser mit viel Empathie das Schicksal der "Madgermanes" verfolgen zu lassen. Darüber hinaus wird ihm auch selbst das Gefühl vermittelt, der Fremdheit ausgesetzt zu sein. Die Madgermanes sind zu einem großen Teil um ihren Verdienst betrogen worden - ein Skandal, auf den dieses Werk noch einmal aufmerksam macht. Es kann als Dokument einer unabgeschlossenen politischen Geschichte aufgefasst werden, die sich auch der Frage nach dem Eigenen und dem Fremden widmet. Eine zu Recht mit hohen Preisen bedachte Graphic Novel, der viele, vor allem auch jüngere Leser zu wünschen sind!

Von 1979 bis 1991 waren um die 20.000 Vertragsarbeiter_innen aus Mosambik in der DDR beschäftigt.Ihr auf vier Jahre befristeter Aufenthalt sollte dazu dienen, ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen und Berufserfahrung zu sammeln, um nach ihrer Rückkehr zum Aufbau eines unabhängigen sozialistischen Mosambiks beizutragen.Die Realität sah anders aus. Die "Madgermanes", wie sie in Mosambik genannt werden, eine Wortschöpfungaus "Verrückte Deutsche" und "Made in Germany", kehrten in ein vom Bürgerkrieg völlig zerstörtes Land zurück. Für ihre Berufsausbildunggab es keine Verwendung, und der von der Regierung treuhänderisch einbehaltene Lohn wurde nie ausgezahlt ...Birgit Weyhe recherchiert diese kaum bekannte Fußnote deutsch-mosambikanischer Geschichte, indem sie die Betroffenen selbst zu Wort kommen lässt. Sie dreht die übliche Perspektive eines deutschen Blicks auf die Welt um und porträtiert zugleich einen Staat vor dessen Untergang.Durch subtiles Einfügen von Erinnerungsobjekten und mi
t allegorischen Motiven angereichert entstand ein Comic, der in seiner Bild- und Erzählsprache selbst die Grenzen zwischen afrikanischer und europäischer Kultur überschreitet.

Birgit Weyhe, 1969 in München geboren, verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ostafrika und kehrte im Anschluss an ihr Abitur nach Europa zurück. Sie studierte Germanistik und Geschichte und begann 2002 mit dem Studium der Illustration an der HAW Hamburg, wo sie 2009 ihr Diplom erhielt. Für ihre Arbeiten erhielt sie zahlreiche Preise. 2014 wurde sie mit dem "Comicbuchpreis" ausgezeichnet.
Mehr von Birgit Weyhe

Nominiert für Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch / Essayistik 2023
AVANT-VERLAG
Kartoniert/Broschiert
  • Sofort lieferbar
26,00 €

AVANT-VERLAG
Kartoniert/Broschiert
  • Sofort lieferbar
20,00 €

AVANT-VERLAG
Kartoniert/Broschiert
  • Sofort lieferbar
22,00 €
  • Das könnte Sie auch interessieren
C:\Internet\bonifatius\web\www_media\