Jureks Erben

Vom Weiterleben nach dem Überleben

  • Sofort lieferbar
19,95 €
inkl. MwSt.
medienprofile-Rezension

Eine junge Deutsche lernt einen polnischen Auschwitz-Überlebenden kennen und schreibt nach seinem Tod dessen Biografie.
"Er wusste nicht mehr auf Anhieb, was wirklich eigene Erinnerungen waren und welche fremden Erinnerungen er sich nur angelesen hatte." Dieses Dilemma zieht sich durch die von K. Bader geschriebene Biografie Jerzy Hronowskis (1922-2006), genannt Jurek, den sie als 18-Jährige in der Jugendbegegnungsstätte Auschwitz kennengelernt hatte und mit dem sie eine tiefe Zuneigung verband. Einfühlsam und mit einfachen Worten schildert die Autorin ihre behutsame Annäherung an den schwierigen Charakter des durch seine Zeit im KZ geprägten Mannes und verweist einerseits auf ihre Bereitschaft, seinen Erzählungen ohne Einschränkungen zu glauben, andererseits auf die Erschütterung bei der Entdeckung widersprüchlicher Aussagen, die sie jedoch stets zu entschärfen sucht und als entschuldbar bewertet. Diese Diskrepanz ergibt sich - so Bader - aus dem Bemühen Jureks, seine Erlebnisse in Auschwitz so zu erzählen, dass sie noch wahr sind, aber auch verkraftet werden können. Die sehr persönliche Aufarbeitung dieses tragischen Schicksals zeigt auch die Entwicklung eines jungen Menschen sowie die Problematik des Miteinanders von Generationen und Völkern. - Bei entsprechendem Interesse gut einsetzbar!

Die Freundschaft zwischen einer jungen Deutschen und einem polnischen Auschwitz-Überlebenden

Katarina Bader schreibt über ihre Freundschaft zu dem polnischen Auschwitz-Überlebenden Jurek Hronowski. Aus der Perspektive der Enkelgeneration schildert sie die schwierige Wiederannährung zwischen Deutschen und Polen nach dem Zweiten Weltkrieg.Im Februar 2006 stirbt Jerzy Hronowski, genannt Jurek, unter mysteriösen Umständen in seiner Wohnung in Warschau. Erst auf seiner Beerdigung wird Katarina Bader klar, wie einsam ihr Freund Jurek in den letzten Jahren war. Als 18-Jährige hatte sie den damals fast 80-Jährigen in der Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz kennengelernt. Aus der organisierten Begegnung entwickelte sich eine Freundschaft, die ihr Leben veränderte: Jurek half ihr Polnisch zu lernen und beriet sie, egal ob es um Liebeskummer ging oder darum, wo man die besten Kartoffelpuffer Warschaus essen kann. Und er erzählte ihr immer wieder über seine vier Jahre im KZ Auschwitz.
In den traurigen Geschichten, die Jurek über das Lager erzählte, war immer ein Funken Hoffnung: Sie handelten vom Essen-Organisieren und davon, wie Jurek bei einem »medizinischen Versuch« mit Fleckfieber infiziert wurde, aber überlebte, weil ein jüdischer Pfleger ihm heimlich Medikamente zuschob. Als Katarina Bader Jurek besser kennenlernte, merkte sie aber, dass er Erinnerungen jenseits dieser Geschichten hatte. Quälende Erinnerungen.Nach Jureks Tod bleiben Fragen: Warum war er so einsam? Wieso hat er sich von fast allen Menschen, die ihm eine Zeit lang nahe standen, im Streit getrennt? Weshalb war das Erzählen für Jurek so wichtig? Um Antworten zu finden, besucht Katarina Bader Menschen, die Jurek zu verschiedenen Zeiten nahe standen: einen ehemaligen Mithäftling; einen Pfarrer aus Norddeutschland, der seine Kindheit in der Nazi-Eliteschule Napola verbrachte und sich später zusammen mit Jurek für Versöhnung engagierte; Jureks Sohn Tomek, der als 16-Jähriger im Streit von zu Haus
e wegging und mit dem sich Jurek nie aussöhnen konnte. Aus den Erinnerungen an Jurek setzt sich seine Biographie zusammen, und zugleich entsteht eine lebensnahe Geschichte der Aufarbeitung des NS-Regimes.

Bader, KatharinaKatarina Bader, wurde 1979 geboren und wuchs in einem Dorf am Fuß der Schwäbischen Alb auf. In München, Krakau und Warschau studierte sie Journalistik, Politikwissenschaft und osteuropäische Geschichte. Eine journalistische Ausbildung erhielt sie an der Deutschen Journalistenschule. Katarina Bader lebt in München, arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Ludwig-Maximilians-Universität und ist außerdem als freie Journalistin tätig. 2007 wurde sie mit dem »Deutsch-Polnischen Journalistenpreis« ausgezeichnet.

» [...] eines der besten und originellsten Bücher zum Thema Aufarbeitung der Vergangenheit. [...] Wie Katarina Bader vom Weiterleben nach dem Überleben schreibt, zeigt einen Weg, Gedenkroutinen aufzubrechen.« Claus Leggewie Süddeutsche Zeitung
  • Das könnte Sie auch interessieren
C:\Internet\bonifatius\web\www_media\