Zehn Jahre nach der Oktoberrevolution reist ein deutscher Schriftsteller und Kämpfer für die Menschenrechte in die Sowjetunion.Als expressionistischer Dichter, Erzähler des Orients und Anwalt der Armenier bekannt, wurde Armin T. Wegner zu einem der erfolgreichsten Reiseschriftsteller. Von Oktober 1927 bis Februar 1928 bereiste er zum 10. Jahrestag der Oktoberrevolution die Sowjetunion: Moskau und Leningrad, Tolstois Landgut, die Krim, den Kaukasus mit Armenien und Georgien, das Schwarze und Kaspische Meer und schließlich Persien. So entstand sein persönlichstes Reisebuch »Fünf Finger über Dir«: Reiseskizzen, Tagebuch, Briefe an Romain Rolland, Gorki und andere.Als Pazifist von Tolstoi geprägt, mit leidenschaftlicher Anteilnahme am Experiment eines vermeintlich gerechteren Staats brach er auf - wie ein Pilger, der heilige Stätten besucht. Schnell wurde er mitgerissen vom Taumel der Massen, vom Enthusiasmus des Aufbaus. Aber auch er konnte die Augen nicht vor der Verelendung und Anz
eichen politischer Verfolgung verschließen. Als Pazifist quälte ihn die Frage, ob Gewalt nicht doch ein legitimer Weg ist, die Menschheit zu ihrem Glück zu zwingen.Wegners faszinierendes Reisebuch bereichert unser Bild der jungen Sowjetunion. Die Herausgeber verorten es kritisch innerhalb der Russlandberichte von Schriftstellern jener Zeit.
Armin T. Wegner (1886 -1978)war Jurist und Schriftsteller. Er schrieb expressionistische Lyrik, Erzähprosa, Manifeste und Reisebeschreibungen und war Sanitätsunteroffizier während des Ersten Weltkriegs.
Christoph Haacker, geb. 1972, Germanist und Slawist, Verleger (Arco); Herausgeber von u. a. Ernst Sommer, Ulrich Becher, Erika Mann, Ludwig Winder. Beiträge für Zeitungen und den Rundfunk.
Michael A. Obst, geb. 1972, ist Historiker und Lektor.