Doping im Hochleistungssport

Anpassung durch Abweichung

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Doping hat dem guten Ruf des Sports massiv geschadet. Es katapultierte diesen Sozialbereich in ein Glaubwürdigkeitsdefizit hinein, das in seinen Auswirkungen überhaupt noch nicht abzusehen ist. Dabei ist Doping keine zufällige Entgleisung, sondern in der Eigenlogik des modernen Spitzensports und dessen Beziehungen zur gesellschaftlichen Umwelt strukturell angelegt.
Wo der Sieg/Niederlage-Code unerbittliche Konkurrenzkämpfe institutionalisiert und das sporttypische Motto des »citius-altius-fortius« wie ein Motor ohne Bremsvorrichtung auf permanente Überbietung drängt, tauchen Probleme spätestens dann auf, wenn Körper und Psyche der Athleten von dieser Grenzenlosigkeit des Wollens immer stärker überfordert werden. Diese Dynamik erhält ihre eigentliche Schubkraft allerdings erst dadurch, daß der Spitzensport immer größeren Ansprüchen seiner gesellschaftlichen Umwelt ausgesetzt ist. Der moderne Hochleistungssport bedient ein breites Spektrum von Publikumsmotiven und wird dadurc
h auch für die Massenmedien, die Politik und die Wirtschaft interessant. Diese Umweltakteure setzen die Athleten immer stärker unter Erfolgsdruck.
Doping ist aufgrund dieser Entwicklungen nichts Akzidentielles, sondern etwas Essentielles des modernen Hochleistungssports. Sozial als legitim angesehene Ziele werden mit illegitimen Mitteln verfolgt: eine Anpassung durch Abweichung. Die Devianz von Athleten ist dabei keine isolierte individuelle Entscheidung. Vielmehr findet Doping in einer dafür anfälligen Subkultur statt und wird durch ein weitgefächertes Umfeld getragen.

Karl-Heinrich Bette ist Professor für Sportwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Sportsoziologie, der Soziologie des Körpers sowie der neueren soziologischen Systemtheorie.
Uwe Schimank (Prof. Dr.) lehrt Soziologische Theorie an der Universität Bremen. Seine Forschungsschwerpunkte sind: Sozialtheorien, Theorien der modernen Gesellschaft, Organisations- und Wirtschaftssoziologie, Wissenschafts- und Hochschulforschung.
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