Die Ruinen von Peenemünde

Vom Werden und Vergehen einer Rüstungslandschaft

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Die Versuchsstellen Peenemünde, in denen Heer und Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg unbemannte Fernwaffen mit neuartigen Antrieben zur Einsatzreife brachten, waren eine Großforschungseinrichtung mit hunderten Labor- und Bürogebäuden, Werkstätten, Prüfständen, Fertigungsanlagen, 80 Kilometern Schienennetz, Straßen, Häfen, Flugplatz, Ver- und Entsorgungseinrichtungen, Siedlungen und Lagern. Diese Infrastrukturen machten es möglich, dass im vormals kaum besiedelten Inselnorden gleichzeitig bis zu 12.000 Menschen lebten, arbeiteten und höchst ambitionierte Vorhaben realisierten. Doch in Peenemünde wurde der Krieg nicht nur vorbereitet, sondern er kam durch vier westalliierte Luftangriffe auch an den Ort zurück. Nachdem die Wehrmacht Peenemünde zum Kriegsende aufgegeben hatte, besetzte die Sowjetarmee die Anlagen, nutzte sie kurzzeitig weiter, verbrachte Maschinen und ganze Gebäudeteile ins eigene Land und sprengte den Großteil der verbliebenen Einrichtungen. Was noch brauchbar war, wurde
zum Neuaufbau zerstörter Orte in der Region verwendet, und der Rest verschwand im Grünen.Die neue Ausstellung zeigt 47 großformatige Bilder des Berliner Fotografen Lorenz Kienzle, der den Zustand der Ruinenlandschaft Peenemünde 2018/19 und 2022 festgehalten hat. Ihnen stehen Fotos vom Bau und Betrieb der Anlagen gegenüber. Auf einer dritten Ebene sind Objekte zu sehen - sowohl bauliche Relikte als auch Bodenfunde aus der Umgebung dieser Anlagen wie technische Geräte, Werkzeuge, Alltagsgegenstände oder materielle Zeugen des Kriegs. Die Kombination dieser Exponattypen weist auf den Wert der historischen Landschaft Peenemündes für das Verständnis der Geschichte hin und macht das Arbeiten und Leben der tausenden Menschen sichtbar, die nicht an exponierten Stellen - und viele von ihnen unter Zwang - arbeiteten. Zudem stellt die Ausstellung das kulturwissenschaftliche und archäologische Herangehen an die Geschichte Peenemündes vor, das die historiographischen Methoden ergänzt. Wie erfo
rschen Archäologen einen Ort der Moderne? Welche Fragen ergeben sich aus einem materiellen Ansatz, und welche Antworten liefert er, die Schrift- und Bildquellen nicht liefern können? Die Fotografien der Ruinen regen zu Reflexionen an, wie der Mensch die Landschaft umgestaltet hat und wie überheblich und vergänglich der Anspruch war, mit fortschrittlicher Waffentechnik den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Die Ausstellung möchte einen gleichermaßen wissenschaftlichen wie ästhetischen Zugang zum historischen Ort Peenemünde schaffen.

Lorenz Kienzle, 1967 geboren, ist Fotograf. Nach Ausbildung in Rom und Berlin arbeitete er für den Museumsverband Brandenburg und für den US-amerikanischen Bildhauer Richard Serra, bevor er 2013 die Agentur für Museumsfotografie kienzle
oberhammer mitgründete. Zahlreiche Preise und Stipendien, Einzelausstellungen und Beteiligung an Gruppenausstellungen; Dutzende Publikationen, darunter (mit Burkhard Spinnen): Sein Glück verdienen - Theodor Fontanes zeitlose Heldinnen (2012).
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