Die multiple Differenzierung des Rechts

Eine pragmatistisch-gesellschaftstheoretische Perspektive auf den globalen Rechtspluralismus

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Was ist die Einheit des Rechts, wenn im weltgesellschaftlichen Zusammenhang unterschiedlichste Formen des Rechts koexistieren und konkurrieren? Eine soziologisch orientierte Rechtstheorie auf Höhe der Zeit muss sich die Aufgabe stellen, einen neuen Begriff der Einheit des Rechts in der Vielfalt seiner Gestalten und Geltungsformen zu finden. Die vorliegende Studie führt dazu - unter empirischem Bezug auf den für diese Frage exemplarischen neueren, globalen Rechtspluralismus - eine grundlagentheoretische Revision etablierter rechtssoziologischer Paradigmen durch, namentlich der konkurrierenden funktionalistischen und normativistischen Theorien. Die wachsende Bandbreite rechtlicher Sinn- und Handlungshorizonte kann weder durch den systemtheoretischen Monismus der Funktionssysteme noch durch einen normativen Enthusiasmus, der Gesellschaft durch das Recht integrieren will, hinreichend ausgemessen und begriffen werden. Eine normativ motivierte Moralisierung systemtheoretischer Analysen
der funktional differenzierten Gesellschaft, das heißt die Flucht nach vorn in eine »Kritische Systemtheorie«, löst indessen das Problem ebenso wenig wie das halbherzige Zugeständnis normativer Rechtskonzeptionen an Momente der funktionalen Verselbständigung positiven Rechts.Die in dieser Arbeit angestrebte empirisch tiefenscharfe Überarbeitung der theoretischen Rechtssoziologie muss tiefer ansetzen, als die eklektizistische Montage von System- und Handlungstheorie erlaubt. Dazu muss unter anderem die konstruktivistische Fixierung auf die moralische Indifferenz des positiven Rechts überwunden werden, ohne in die normative Beobachtung erster Ordnung zurückzufallen. Eine Theorie multipler Differenzierung, die rechtliche Bezugnahmen auf außerrechtliche Zusammenhänge als spezifische Übersetzungsformen verständlich macht, liefert dafür die Grundlage. Auf diese Weise gewinnt die Arbeit den begrifflichen Spielraum für eine theoretische Neubestimmung der Lage des modernen Rechts innerhalb
der Übersetzungsverhältnisse zwischen vielfältigen, typenverschiedenen und auf heterogene Geltungsansprüche gestützten Formen rechtlicher Handlungskoordination.

Linda Nell ist Soziologin. Sie ist nach Studium der Soziologie, Philosophie und Ethnologie in München und Erlangen und nach der Promotion in Bielefeld als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Koordinatorin der Graduate School of Sociology in Münster tätig. Neben der soziologischen Theorie, vor allem Phänomenologie, Systemtheorie, Differenzierungs- und Handlungstheorie, zählt das Feld der Rechtssoziologie und die Soziologie der Reproduktionsmedizin, mit methodischem Schwerpunkt auf hermeneutischen Verfahren der Sinnrekonstruktion, zu ihren Hauptarbeitsgebieten.
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