Deutsche Rettung?

Eine Kritische Diskursanalyse des Fluchtdiskurses um Carola Rackete und Moria

  • Sofort lieferbar
24,00 €
inkl. MwSt.

Als im Juni 2019 die Kapitänin Carola Rackete dem Verbot trotzte, mit dem Seenotrettungsboot »Sea-Watch 3« im Hafen von Lampedusa anzulegen und daraufhin festgenommen wurde, brach sich eine mediale Welle der Solidarität Bahn.Während die ZEIT noch 2018 in einem viel diskutierten Beitrag gefragt hatte, ob Seenotrettung von Geflüchteten nicht besser zu lassen sei, wurde nach der Verhaftung Racketes die Kriminalisierung humanitärer Rettungsmaßnahmen im medialen Diskurs Deutschlands unsagbar. Stattdessen rückte das Leid von Geflüchteten ins Scheinwerferlicht und Seenotretter_innen wurden als Held_innen gefeiert.Ein Jahr später geriet die Abschottungspolitik der EU in den Fokus der medialen Öffentlichkeit, als im September 2020 das Geflüchtetenlager Moria fast komplett abbrannte. Die katastrophalen Zustände im Lager wurden scharf kritisiert; sie seien, so der Vorwurf, von Griechenland gewollt, dienten zur Abschreckung und würden von den anderen EU-Staaten insgeheim gebilligt.Die vorlieg
ende kritische Diskursanalyse der medialen Debatte über diese beiden Ereignisse untersucht Struktur und Verschiebungen des Sagbarkeitsfeldes, widmet sich Kollektivsymbolik und Held_innenkonstruktionen und sucht Antwort auf eine Reihe von Fragen: Inwieweit bietet der Diskurs Anschlussstellen für humane Positionen? Wo lauern Gefahren? Wird auch mit Geflüchteten diskutiert oder nur über sie? Und wird in diesem Fluchtdiskurs womöglich eine moralische deutsche Rettung inszeniert, die die Mitschuld am Sterben im Mittelmeer verdecken soll? Die Struktur- und Feinanalysen zu einzelnen Zeitungen sowie zur Held_innenkonstruktion, die auch einzeln gut lesbar sind, ermöglichen einen Einblick in transportiertes Wissen und Vermittlungsweisen, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. So wird nicht nur deutlich, was besser nicht gesagt würde, sondern auch, welche Themen und Aussagen im Sagbarkeitsfeld fehlen.

Friede, JudithJudith Friede studierte Politik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Münster, wo sie ihre Schwerpunkte in der queerfeministischen politischen Theorie und der Analyse rechter Strukturen in Deutschland fand. Daran anknüpfend analysierte sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die #120dB-Kampagne der Identitären und absolviert aktuell ihren politikwissenschaftlichen Master an der Freien Universität Berlin.
Kalchschmidt, LouisLouis Kalchschmidt studiert im Master Theorie und Geschichte der Moderne an der Universität Lüneburg (Stand 2021). Seine Interessenschwerpunkte sind die Werke von Michel Foucault und die Kategorien Erfolg und Leistung in der modernen Gesellschaft. Außerdem beschäftigt er sich mit dem Thema 'public sociology' und veröffentlicht regelmäßig soziologische Themen auf Instagram.
  • Das könnte Sie auch interessieren
C:\Internet\bonifatius\web\www_media\