Winter Fünfundvierzig

oder Die Frauen von Palmnicken. Roman

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medienprofile-Rezension

Wem gehört die Geschichte? Arno Surminski fragt nach dem Schweigen der Täter und dem Wissenkönnen der Nachgeborenen.
Gedächtniskultur ist keine rein museale Angelegenheit, sondern setzt mühsame Erinnerungsarbeit voraus, geleistet vor allem von der Literatur. Der 1934 in Ostpreußen geborene Schriftsteller Arno Surminski (zul. "Die Vogelwelt von Auschwitz", s. BP 08/366) wendet sich einem lange Zeit verdrängten Kapitel aus der Geschichte der letzten Kriegsmonate zu. Im Januar 1945 wurden Tausende Gefangene, die meisten von ihnen junge jüdische Frauen aus Osteuropa, aus den ostpreußischen Außenlagern des KZ Stutthof über Kaliningrad (Königsberg) nach Jantarnyj (Palmnicken) getrieben und dort an der samländischen Bernsteinküste von Wachmannschaften der SS erschossen, von Hitlerjungen gejagt und, nur in sehr seltenen Fällen, von dort sesshaften Bauern gerettet. Arno Surminski erzählt diese zum Holocaust gehörende Geschichte (über die es erst 2006 eine umfassende wissenschaftliche Darstellung und im Sommer 2010 einen Dokumentarfilm gab) als Erinnerungsroman. Der Erzähler, ein Nachkriegskind, kann nicht verwinden, dass sein Vater als Mitglied der Waffen-SS sehr wahrscheinlich zu den Tätern des Massakers gehörte. Er begibt sich im Jahr 1998 auf Spurensuche vor Ort. Mithilfe einer polnischen Philosophiestudentin und eines Taxifahrers kommt er den Ereignissen von damals immer näher, nie jedoch so nahe, dass es gegenüber dem Wissenkönnen zum Verstehen reicht. Den Hauptteil des Buches nehmen Episoden ein, die vom Leidensweg von vier jungen Frauen aus dem Ghetto Lodz zur Ostseeküste und vom Elend der Zivilbevölkerung erzählen, dicht orientiert an Zeitzeugenberichten, aber offenbar frei genug nacherzählt, um den Titel des Buches zu rechtfertigen: "Roman der Zeitgeschichte". Arno Surminskis Buch über Flucht und Vertreibung ist ein eindringliches Zeugnis der Erinnerungsliteratur, frei von Aufrechnen der Schuld und von einseitigen Urteilen. - Allen Beständen nachdrücklich empfohlen!

Gehörte auch Hans Broders zu den Tätern? Als 21-Jähriger diente er im Kriegswinter 1945 bei der Wachmannschaft, die einen der Todesmärsche von KZ-Gefangenen an die Ostseeküste begleitete. Sein Leben lang hat er über die Ereignisse geschwiegen, nun versucht sein Sohn herauszufinden, was geschehen ist und die ihn bedrängenden Fragen zu beantworten.Der bewegende Ostpreußen-Roman erzählt das Schicksal von sechs Frauen, die nur eines wollen: überleben. Levine Gedeitis aus Memel wird mit ihrer Tochter an die Bernsteinküste nach Palmnicken umgesiedelt. Lisa lebt mit ihren vier Kindern auf einem Bauernhof. Mit dem Pferdewagen versucht sie wie Tausende über die zu¬gefrorene Ostsee zu fliehen. Im Ghetto in Lodz leben vier junge jüdische Frauen, die von dort in Konzentrationslager deportiert werden. Ihr Leidensweg, der in den Todesmarsch nach Palmnicken mündet, bildet den Mittelpunkt dieses erschütternden Zeitpanoramas.Arno Surminskis Roman ist ein aufwühlendes Zeugnis der letzten Kriegstage
. Er fragt nach der Schuld und dem Schweigen der Täter und verwebt geschickt und berührend Fiktion und Tatsachen.Die Tragödie um die Frauen von Palmnicken war jahrzehntelang vergessen und verdrängt, lange hat es gedauert, bis begonnen wurde, sie aufzuarbeiten. Dieses Buch setzt den Opfern ein Denkmal der Erinnerung und möchte verhindern, dass sie erneut in Vergessenheit geraten.

Arno Surminskigeb. 1934 in Ostpreußen, kam nach der Deportation seiner Eltern in die Sowjetunion (1945) zu einer Familie in Schleswig-Holstein. Er ist Autor zahlreicher Romane, Erzählungen Sachbücher, viele über Ostpreußen, das Kriegsende und die Folgen, u. a. Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland?, Kudenow oder An fremden Wassern weinen.Im Ellert & Richter Verlag hat er die Bände Das alte Ostpreußen, Die masurische Eisenbahnreise und andere heitere Geschichten und in H13 Jokehnen oder Die Stimmen der Anderen publiziert.
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