Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geht William Stoner, Farmerssohn aus bescheidenen Verhältnissen, an die Universität von Columbia, um Agrarwissenschaft zu studieren. Als sein Professor in einem Pflichtkurs ein Shakespeare-Sonett deklamiert, hat Stoner ein „Damaskuserlebnis“ und merkt, dass „Englische Literatur“ das ist, was ihn wirklich interessiert, bewegt, fesselt. Er sattelt um, promoviert und erhält eine Stelle als Jung-Dozent an seiner eigenen Alma Mater, die er zeitlebens nicht mehr verlassen wird, obwohl seine Kompromisslosigkeit in Wissenschaftsfragen für große Probleme mit seinen Kollegen sorgt, seine Position im Lehrkörper herabsetzt und sein Prestige schmälert.
Der weitgehend erfüllenden Aufgabe als Lehrer steht ein desaströses Privatleben gegenüber. Seine Ehe mit der exaltierten, aber seltsam gefühlskalten Bankierstochter Edith scheitert schon kurz nach der Hochzeit, trennen wird sich das Paar aber nie, obwohl Edith heimtückisch Stoners gute Beziehung zu seiner einzigen Tochter hintertreibt.
Der bedächtige, duldsame Gelehrte verliert trotz aller Bosheiten, die ihm widerfahren, nie seine Würde. Burghart Klaußner führt die Hörerschaft durch alle Tiefen und die wenigen Höhen im Leben des William Stoner. Mit beharrlicher Gelassenheit entblättert er Stück für Stück die Seele des Protagonisten bis hin zu einer eindrucksvollen Sterbeszene. Aber auch die Charakterisierung der schwierigen Persönlichkeit Ediths gelingt dem vielfach ausgezeichneten Schauspieler blendend. Diese grandiose Interpretation macht die Hörfassung des wiederentdeckten Romans von John Williams zu einem literarischen Erlebnis mit langandauerndem Nachhall.