Leben

Ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik 2013

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medienprofile-Rezension

Eine Mischung aus fiktiver Erzählung und autobiografischem Bericht über das Leben mit einem Spenderorgan.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Ein Mann ist seit seiner Jugend leberkrank und bekommt eine neue Leber transplantiert. Die Handlung spielt fast ausschließlich während der langen, wiederholten Krankenhausaufenthalte des Erzählers. Auf wundersame Weise ist das Buch trotzdem in keinem Moment langweilig! Im Gegensatz zur lapidaren, unaufgeregten, fast distanzierten Sprache stehen die geschilderten Ereignisse. Zunächst der Verlauf der Krankheit und das Warten auf ein Spenderorgan, dann die zahlreichen Untersuchungen und die Operation, anschließend die Frage, wie Körper und Psyche auf die neue Leber reagieren. ("Ich habe die Leber eines anderen Menschen, eines oder einer Toten, bekommen, geschenkt bekommen. [...] Ich kann das eigentlich nicht glauben.", S.129.) Genau beobachtet ist der Klinikalltag: Schwestern, Pflegern, Ärztinnen und Ärzte, andere Patienten und deren Krankengeschichten ("Das Krankenhaus ist ein Geschichtenhaus", S.59). Dazwischen die Erinnerungen des Ich-Erzählers an Reisen, Freundinnen, die eigene Kindheit und (in besonders berührender Art) an das eigene Kind. Dieses Kind wird Symbol des (Über-)Lebenswillens. Ein großartiges Buch, das viel Anlass gibt, sich Gedanken zu machen über die elementaren Fragen des Lebens. Trotz der Schwere des Themas ist der Text leicht zu lesen, dabei nie sentimental, wohl aber an manchen Stellen poetisch ("Und dann liege ich auf meinem Bett, denke in mir herum und einmal quer hindurch. Und verirre mich in mir", S. 64). Ein Buch, dem man viele Leser wünscht!


«Wann passiert es schon, daß einem die Verlängerung des eigenen Lebens angeboten wird?»
Der Anruf kommt um kurz nach zwei. Ein junger, sterbenskranker Mann geht ans Telefon, und eine Stimme sagt: Wir haben ein passendes Spenderorgan für Sie. Auf diesen Anruf hat er gewartet, diesen Anruf hat er gefürchtet. Soll er es wagen, damit er weiter da ist für sein Kind? Er nimmt seine Tasche und läßt sich ins Berliner Virchow-Klinikum fahren.
Von der Geschichte und Vorgeschichte dieser Organtransplantation handelt «Leben»: von den langen Tagen und Nächten im Kosmos Krankenhaus neben den wechselnden Bettnachbarn mit ihren Schicksalen und Beichten - einem Getränkehändler etwa, der heimlich seine Geliebte besucht, oder einem libanesischen Fleischer, der im Bürgerkrieg beide Brüder verlor. Beim Zuhören bemerkt er zum ersten Mal, daß auch er schon ein Leben hinter sich hat. Und da, in seinem weißen Raumschiff Krankenbett, unterwegs auf einer Reise durch Erinnerungs- und Sehnsuchtsräum
e, kreisen die Gedanken: Wen hat er geliebt? Für wen lohnt es sich zu leben? Und welcher Mensch ist gestorben, so daß er weiter leben kann, möglicherweise als ein anderer als zuvor?
David Wagner hat ein berührendes, nachdenklich stimmendes, lebenskluges Buch über einen existentiellen Drahtseilakt geschrieben. Ohne Pathos und mit stilistischer Brillanz erzählt er vom Lieben und Sterben, von Verantwortung und Glück - vom Leben, das der Derwisch eine Reise nennt.

Wagner, DavidDavid Wagner, 1971 geboren, debütierte mit dem Roman «Meine nachtblaue Hose». Es folgten der Erzählungsband «Was alles fehlt», das Prosabuch «Spricht das Kind», die Essaysammlungen «Welche Farbe hat Berlin» und «Mauer Park», die Kindheitserinnerungen «Drüben und drüben» (mit Jochen Schmidt), der Roman «Vier Äpfel», der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand, und «Ein Zimmer im Hotel». 2013 wurde ihm für sein Buch «Leben» der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen, 2014 erhielt er den Kranichsteiner Literaturpreis und war erster «Friedrich-Dürrenmatt-Gastprofessor für Weltliteratur» an der Universität Bern. «Der vergessliche Riese» brachte ihm 2019 den Bayerischen Buchpreis und eine Platzierung auf der Shortlist für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis ein. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin.

Große, berührende Literatur. Und ein Plädoyer für das Leben, das seinen Sinn im Lachen eines kleinen Mädchens haben kann. Spiegel Online
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