Drüben und drüben

Zwei deutsche Kindheiten

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medienprofile-Rezension

Zwei Mitvierziger erinnern sich an ihre Kindheit im geteilten Deutschland.
Eine fröhliche, unbeschwerte Kindheit in einem eingegrenzten grauen Land? Der 1970 in Osterberlin geborene Autor Jochen Schmidt entkräftet Vorurteile. Humorvoll pointiert und episodenreich erzählt er von seiner Familie, von der Schule und von der freien Zeit, in der das Westfernsehen einen hohen Stellenwert einnimmt. Obwohl seine Eltern aufgrund ihrer christlichen Einstellung als "Sonderlinge" gelten, gelingt es ihm, im Neubaugebiet Berlin-Buch viele Freunde zu finden. Die Berliner Mauer stellt für die Heranwachsenden zunächst kein Thema dar. Dass sie gefallen ist, erfährt er als Soldat der NVA. Sein der Übermüdung geschuldeter lakonischer Kommentar unterscheidet sich von dem des Autors David Wagner, der im zweiteiligen Erinnerungsbuch ebenfalls auf seine Kindheit zurückblickt. 1971 in Andernach am Rhein geboren, wächst er "in westdeutschem Wohlstand" auf. Wenn ihm während einer Klassenfahrt die fast schon "in Sibirien" gelegene DDR als "der traurige Osten" erscheint, regt ihn die Reise zum Hinterfragen eigener Vorurteile an. Die intelligent strukturierten, autobiografischen Aufzeichnungen beider Autoren enden mit dem 9. November 1989. Sie ergeben ein empfehlenswertes, kurzweiliges Lesebuch, das Trennendes wie auch Übereinstimmendes benennt.

Zwei Deutschlands und zwei Jungen, fast zeitgleich geboren, nur nicht im selben Staat. David Wagner wächst im Westen auf, unweit der Bundeshauptstadt Bonn, Jochen Schmidt im Osten: in Berlin, Hauptstadt der DDR. Sie spielen in der Wohnung, im Garten, zwischen Plattenbauten oder auf Baustellen und warten darauf, dass endlich das Fernsehprogramm beginnt. Sie fahren Rad mit Freunden, klauen ihren Geschwistern Süßigkeiten und streiten sich mit ihnen auf der Rückbank des Familienautos um den besten Platz. Sie träumen von der Fußballnationalmannschaft, üben wieder nicht Klavier und hören
in der Schule, «_drüben_» sei die Welt schlechter.
David Wagner, 1971 in Andernach am Rhein geboren, veröffentlichte die Romane _Meine nachtblaue Hose und _Vier Äpfel sowie den Erzählungsband _Was alles fehlt, das Prosabuch Spricht das Kind sowie die Essaysammlungen _Welche Farbe hat Berlin und _Mauer Park. Für sein Buch _Leben wurde ihm 2013 der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. David Wag
ner lebt in Berlin.
«_David Wagner hält wunderbar die Balance zwischen Melancholie und Lakonie._» Der Tagesspiegel

Schmidt, JochenJochen Schmidt, 1970 in Ostberlin geboren, veröffentlichte die Romane «Müller haut uns raus» und «Schneckenmühle» sowie die Erzählbände «Triumphgemüse» und «Meine wichtigsten Körperfunktionen». Außerdem erschienen von ihm die Bücher «Schmidt liest Proust», «Dudenbrooks» und «Schmythologie». 1999 war er Mitbegründer der Berliner Lesebühne «Chaussee der Enthusiasten». Jochen Schmidt lebt in Berlin.

Das Buch ist so gut und besonders, weil es dem vereinnahmenden «Wir» in Büchern wie Jana Hensels «Zonenkinder» (Ost) oder Florian Illies' «Generation Golf» (West) ganz unbefangen ein «Ich» entgegensetzt. Neues Deutschland
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