Das Phantom des Alexander Wolf

Roman

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medienprofile-Rezension

Ein tief empfundenes Kriegserlebnis beeinflusst die Lebenseinstellung eines russischen Emigranten.
Der im deutschsprachigen Raum bisher weitgehend unbekannte, 1903 in St. Petersburg geborene, 1971 in München verstorbene Schriftsteller Gaito Gasdanow ist eine bemerkenswerte Neuentdeckung. Denn sein 1947/48 im Pariser Exil entstandener, nun in einer hervorragenden deutschen Übersetzung (von Rosemarie Tietze) vorliegender Roman verbindet verschiedene Genres, ist novellistisch angelegt, baut Spannung auf und folgt darüber hinaus der klassischen russischen Erzähltradition. Im Mittelpunkt steht ein subtil porträtierter Ich-Erzähler, der während des russischen Bürgerkriegs in Notwehr gehandelt und Schuld auf sich geladen hat. Als er Mitte der 1930er Jahre im Pariser Exil eine Erzählung des ihm unbekannten Alexander Wolf liest, irritiert ihn die "präzise Konstruktion" des damaligen Tathergangs. Von nun an beherrscht ihn der Gedanke, den mit dem Schriftsteller identischen Kämpfer ausfindig zu machen, von dem er glaubte, ihn erschossen zu haben. In zahlreichen Episoden, für deren Anordnung Gasdanow das Prinzip der russischen Holzpuppe - der Babka - wählt, wird die nach 15 Jahren erfolgende tatsächliche Tötung Wolfs durch den Ich-Erzähler dramatisch vorbereitet. Die mit der Tat in unmittelbarem Zusammenhang stehende Liebesgeschichte zwischen dem Protagonisten und der rätselhaften Jelena gehört zu den erzählerischen Höhepunkten des Romans. Dass der Tod die Liebe besiegt, entspricht der fatalistischen Grundeinstellung Gasdanows, der als Kriegsteilnehmer eigene Erfahrungen sammeln musste. So setzt er mit seiner empfehlenswerten Prosa all jenen ein literarisches Denkmal, deren Seelen durch Barbarei, Heimatverlust und tief empfundene Einsamkeit beschädigt bzw. zerstört worden sind. Eine sehr eindrucksvolle Lektüre.

Ein ehemaliger Weißgardist erinnert sich an ein tragisches Erlebnis im Bürgerkrieg in Russland, als er einen Reiter niederschoss. Jahre später, im Exil in Paris, findet er den Vorfall in einem Buch beschrieben. Er versucht den Autor namens Alexander Wolf zu treffen, doch stattdessen begegnet er der rätselhaften Jelena und verliebt sich in sie. Eines Tages erzählt sie ihm von ihrem früheren Geliebten, der dachte, bald sterben zu müssen, weil er dem Tod schon einmal entronnen war. In einem brillanten Spannungsbogen erzählt Gaito Gasdanow, der mit Nabokov, Proust und Camus verglichen wurde, diesen 1947 erschienenen Roman, in dem Liebe und Tod aufs engste verwoben sind. Sein Protagonist Alexander Wolf ist eine der geheimnisvollsten und unvergesslichsten Figuren der Weltliteratur.

Gaito Gasdanow, 1903 in St. Petersburg geboren und 1971 in München gestorben, gilt als einer der wichtigsten russischen Exilautoren des frühen 20. Jahrhunderts. Seit 1923 lebte er im Exil in Paris, wo er begann, regelmäßig literarische und journalistische Texte zu veröffentlichen. Wegen der existentialistischen Prägung seines Werks wurde Gasdanow wiederholt als der "russische Camus" bezeichnet. Sein Werk umfasst zahlreiche Romane und Erzählungen. Im Hanser Verlag erschienen die Romane Das Phantom des Alexander Wolf (2012), Ein Abend bei Claire (2014), Die Rückkehr des Buddha (2016), Nächtliche Wege (2018) und zuletzt die Erzählungen Schwarze Schwäne (2021).

"Ein literarisches Meisterwerk, kongenial von Rosemarie Tietze übersetzt. ... Ein Buch von wahrer Größe und Schönheit." Monika Grütters, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.06.17

"Gaito Gasdanows mitreißende, klare, extrem zivilisierte Sprache bricht den Widerstand auch des trägesten Lesers und hartnäckigsten iPhone-Abhängigen. ... Wir dekadenten Westler, die wir Gasdanow endlich lesen dürfen ... lieben seine zeitgenössische Art zu erzählen - denn das ist mal Action, mal Reflexion, und am Ende gibt es immer eine perfekte, aber unkonstruierte Auflösung wie in einer HBO-Serie. ...Gasdanow lehrt uns mit jeder Zeile seiner wunderschönen, traurigen, ambivalenten und immer wieder ins Essayistische abdriftenden Prosa, unser schönes, kaputtes Neurotikerleben zu lieben." Maxim Biller, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 18.11.12

"Dass und wie sich jeder seine Erinnerungen formt, ist das Thema dieses Romans. Selten hat man so elegant, so tief und trotz allem so trö
stlich davon gelesen wie bei ihm." Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.08.12

"Ein Glücksfall für Leser ... Ein Roman, der auf wenigen Seiten, in Szenen, die man nicht so schnell wieder vergisst, von Verlorenheit, Vergnügen, Zerstreuung, von Liebe, Tod und Zufall handelt, all dem, was das menschliche Leben schön und unerträglich macht ... Eine Vase fliegt, Schüsse fallen: Und dann steht man da, das Buch eines Autors in den Händen, dessen Namen man vor Kurzem noch nicht kannte. Schon ist es ein Lieblingsbuch und man hofft auf weitere Übersetzungen." Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung, 27.08.12

"Die Wiederentdeckung Gasdanows in Rosemarie Tietzes brillanter Übersetzung ist eine Sternstunde der Literaturgeschichte." Carmen Eller, Literaturen, 22.11.12

"Phantastisch, klug, präzise und so aufregend und dabei auf gelassene Art modern... ,Das Phantom des Alexander Wolf' ist ein Roman, der das Zeug hat, Ihr Leben zu verändern. Wenn Sie bereit sind für d
iese Reise." Georg Diez, KulturSpiegel, 10/12

"Seit langem hat man keinen so menschlich feinen und anrührenden Roman über die große seelische Eiszeit des 20. Jahrhunderts gelesen." Irisch Radisch, Die Zeit, 10/12

"So wird 'Das Phantom des Alexander Wolf' zur Seelenstudie in den Zonen des Todes, mit kriminalistischem Gespür geschrieben, aufwühlend, packend, anregend." Andreas Puff-Trojan, Die Welt, 20.10.12

"Ein subtiles Leseabenteuer. Hoffen wir, das weitere Romane von ihm in deutscher Fassung erscheinen werden." Claus-Ulrich Bielefeld, Tages-Anzeiger, 28.11.12

"Alle lieben Gaito Gasdanow!" Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13

"Jedes Buch von Gaito Gasdanow (und sein Werk im Ganzen) ist eine Fabrik für Glückserzeugung. Am Ende fast jedes Gasdanow-Romans überwältigen den Leser Glücksgefühle diverser Natur und Intensität." Oleg Jurjew, Die Welt, 05.01.13
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