Briefe an Charley

Ein Roman

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medienprofile-Rezension

Innensicht einer Frau, die vor Jahren verlassen wurde und nicht loslassen kann, in Briefen an ihren Geliebten.
An einem 2. Januar beginnt eine Frau Briefe zu schreiben. Sie schreibt an Charley, der sie vor rund 20 Jahren verlassen hat, und teilt ihm kleine Begebenheiten aus ihrem Leben, vor allem aber ihre Gedanken mit. Gedanken, die permanent um das abwesende, nicht antwortende Liebesobjekt kreisen und es so präsent halten, sich mögliche Leben für ihn ausdenken. Nach anderthalb Monaten merkt die Briefverfasserin, dass sie sich von Charley "wegschreiben" sollte, statt zu ihm ihn, und hört schließlich ganz damit auf. "Endlich!", will man ihr zurufen, denn das hadernde Selbstzerpflücken dieser Frau, die über der Fixierung auf Charley ihr Leben verpasst hat, ist ermüdend und wirkt stellenweise befremdlich. Weil die Schreiberin ahnt, dass Charlie ihre Briefe nicht lesen wird, richtet sie sich darin bereits an ein potentiell größeres Publikum. Mit häufigen Einschüben wie "schreibe ich an CHARLEY" schafft Annette Pehnt noch mehr Distanz zwischen Leserin und Figur. Die vielen Briefen vorangestellten Auszüge aus Roland Barthes "Fragmente einer Sprache der Liebe", deren prägnanten Aussagen Pehnt im nachfolgenden Text auszuführen scheint, haben mir an diesem Roman, der kein Lese-Muss darstellt, am besten gefallen.


Charley ist weg, schon lange. Aber seine Gefährtin lässt nicht ab von ihm. Zwar hat Charley sie verlassen, aber sie verlässt ihn noch lange nicht. Immer noch ist er ihr Gegenüber, ihr Gesprächspartner, sie denkt für ihn mit, sie sammelt Fundstücke für ihn, sie liest ihm vor, schreibt ihm Geschichten und führt Listen. In ihren Briefen an ihn dreht und wendet sie die gemeinsame Zeit. Wut, Verlassenheit, Sehnsucht und Erinnerungen wechseln einander ab. So erfindet sie Charley jeden Tag neu. Und mit dem Schreiben wächst die Macht über ihren Geliebten: Die Erzählerin allein bestimmt, wer Charley war und ist. Zugleich geraten für alle Beteiligten Gewissheiten ins Rutschen: Wie war es damals wirklich? Die mit zahlreichen literarischen Preisen bedachte Erzählerin Annette Pehnt legt ihren so vielschichtigen wie virtuosen Roman vor.


Annette Pehnt, geboren 1967 in Köln, studierte und arbeitete in Irland, Schottland, Australien und den USA. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Freiburg und Hildesheim, wo sie das Institut für Literarisches Schreiben & Literaturwissenschaft leitet. 2001 veröffentlichte sie ihren ersten Roman »Ich muß los«, für den sie unter anderem mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde. 2002 erhielt sie in Klagenfurt den Preis der Jury für einen Auszug aus dem Roman »Insel 34«, 2008 den Thaddäus-Troll-Preis sowie die Poetikdozentur der Fachhochschule Wiesbaden und 2009 den Italo Svevo-Preis. 2022 wurde sie mit dem Rheingauer Literaturpreis und 2023 mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. 2011 erschien ihr Roman »Chronik der Nähe«, im selben Jahr erhielt sie den Solothurner Literaturpreis sowie den Hermann Hesse Preis. 2013 erschien der Prosaband »Lexikon der Angst«, 2014 war sie Mitherausgeberin der Anthologie »Die Bibliothek der ungeschrieb
enen Bücher«. Darüber hinaus schrieb sie mehrere Kinderbücher, unter anderen »Der Bärbeiß«. Zuletzt veröffentlichte sie den Roman »Die schmutzige Frau«.

»Annette Pehnt legt mit diesem postmodernen Roman eine Innenschau ihrer Hauptperson dar, lässt den Leser gleichzeitig am Schreibprozess teilnehmen und besticht mit einer ausdrucksstarken Sprache« Freie Presse 20160401
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