Arbeit und Struktur

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medienprofile-Rezension

Literatur auf Leben und Tod: das literarische Internettagebuch des Schrifststellers Wolfgang Herrndorf (1965 - 2013).
"Arbeit und Struktur" wurde für den Schriftsteller Wolfgang Herrndorf das Lebensmotto, nachdem bei ihm im Februar 2010 ein Hirntumor festgestellt worden war. Dieses Motto gab auch dem Blog seinen Titel, mit dem er zunächst Freunde und Bekannte über seine Arbeit und seinen Gesundheitszustand informieren wollte. Das Wachstum des Tumors ließ sich zwar verzögern, aber nicht dauerhaft verhindern. Die wenige Zeit, die ihm blieb - er ging von 17 Monaten aus - nutzte er, um zwei Romane zu Ende zu schreiben, "Tschick" (2010) und "Sand" (2011). Mit der Zeit lasen immer mehr Menschen sein Blog, was auch am großen Erfolg von "Tschick" lag. Aus der Informationsplattform wurde mit der Zeit ein literarischer Ort, ein Kommentar zu seinen beiden Romanen, ein Führer durch sein Bücherregal, ein Ort, an dem er Gedanken über Leben und Tod äußerte. Insgesamt drei Operationen, Chemos und viele, viele Medikamente zögerten das Ende bis ins Jahr 2013 hinaus. Doch Herrndorf ging es immer schlechter, er konnte nicht mehr arbeiten; die Abstände zwischen den Einträgen werden immer größer, die Mitteilungen kürzer. Am 26. August 2013 nahm er sich das Leben. Dass er das tun würde, hatte er schon 2010 erklärt und mehrfach wiederholt. Er wollte unbedingt Herr im eigenen Haus bleiben, nicht als Pflegefall dem Tod entgegendämmern. - Sein Selbstmord mit Ansage gehört zu den bedrückenden Seiten der Lektüre, zu denen auch die Beschreibung von Psychosen und epileptischen Anfällen gehört. Beglückend ist die Lektüre, weil es Einträge gibt, die von trotzigem Lebensmut zeugen, von Stunden, Tagen stillen Glücks und weil Freunde ihn bis zum Schluss begleiteten. Aus literarischer Sicht ist außerdem der Blick über die Schulter des Autors interessant und das doppelte Making-of, der Romane nämlich und des Blogs. In größeren Beständen für literarisch interessierte Leser empfehlenswert.

"Dann Telefonat mit einem mir unbekannten, älteren Mann in Westdeutschland. Noch am Tag der Histologie war Holm abends auf einer Party mit dem Journalisten T. ins Gespräch gekommen, dessen Vater ebenfalls ein Glioblastom hat und noch immer lebt, zehn Jahre nach der OP. Wenn ich wolle, könne er mir die Nummer besorgen. Es ist vor allem dieses Gespräch mit einem Unbekannten, das mich aufrichtet. Ich erfahre: T. hat als einer der Ersten in Deutschland Temodal bekommen. Und es ist schon dreizehn Jahre her. Seitdem kein Rezidiv. Seine Ärzte rieten nach der OP, sich noch ein schönes Jahr zu machen, vielleicht eine Reise zu unternehmen, irgendwas, was er schon immer habe machen wollen, und mit niemandem zu sprechen. Er fing sofort wieder an zu arbeiten. Informierte alle Leute, dass ihm jetzt die Haare ausgingen, sich sonst aber nichts ändere und alles weiterliefe wie bisher, keine Rücksicht, bitte. Er ist Richter. Und wenn mein Entschluss, was ich machen wollte, nicht schon vorher festge
standen hätte, dann hätte er nach diesem Telefonat festgestanden: Arbeit. Arbeit und Struktur."

Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren und 2013 in Berlin gestorben, hat ursprünglich Malerei studiert. 2002 erschien sein Debütroman «In Plüschgewittern», 2007 der Erzählband «Diesseits des Van-Allen-Gürtels». Es folgten die Romane «Tschick» (2010), «Sand» (2011), ausgezeichnet mit dem Preis der Leipziger Buchmesse, sowie posthum das Tagebuch «Arbeit und Struktur» (2013) und der unvollendete Roman «Bilder deiner großen Liebe» (2014). 2023 wurde die Biographie «Herrndorf» von Tobias Rüther veröffentlicht.
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