Sieben Sprünge vom Rand der Welt

Roman. Ausgezeichnet mit dem Usedomer Literaturpreis 2015

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medienprofile-Rezension

Fulminanter Roman über Krieg, Flucht, Vertreibung und die Auswirkungen auf die Nachkommen.
Der über achtzigjährige Verhaltensforscher Eustachius Grolmann hat in seiner Jugend Traumatisches erlebt: den Krieg im schlesischen Osten, die Flucht aus Breslau mit der Mutter und dem behinderten Bruder, der dabei ums Leben kommt. Die Tochter Simone, etablierte Forscherin auch sie, ist ein analytischer Mensch. Doch die wiederkehrenden Schilderungen des Vaters über die fürchterlichen Ereignisse im Winter 1945 lösen in ihr immer wieder Ängste aus. Die Katastrophen des Vaters sind in gewisser Weise auch zu Belastungen der Tochter geworden. Beide, Vater und Tochter leben in einem Zwiespalt, der auch zu Spannungen führt und nur durch beider Zuneigung zu Simones Tochter, der siebzehnjährigen Esther gemildert wird. Simone, deren Ehe kaum noch den Namen verdient, entwickelt eine enge Freundschaft zu Boris, einem feinfühligen Psychologen aus Polen, dessen Familie seinerzeit aus dem polnischen Osten, der russisch wurde, nach dem neupolnischen Schlesien zwangsumgesiedelt wurde. Die Grausamkeiten bei dieser Umsiedlung sind nun auch noch Thema in der Beziehung von Simone und Boris, die sich trotzdem sehr gedeihlich entwickelt. - Die Familie des Vaters der mehrfach ausgezeichneten Autorin floh im Januar 1945 aus Schlesien. Diese Familiengeschichte wird in dem Roman über vier Generationen ausgiebig thematisiert. Erzählt wird das Ganze in einem vielfach ungewöhnlichen Stil; beindruckend sind die vielen Wortfindungen wie die Sprachvielfalt überhaupt. Die Erinnerungsbelastungen werden gelegentlich durch seitenlange atemlose Sprachfetzen aufgezeigt. Das und die häufigen Zeitverschiebungen erfordern aufmerksames Lesen der eindrucksvollen und durchaus nicht vorwiegend deprimierenden Geschichte. Ein Roman der vielen Lesern, v.a. auch anspruchsvollen, zusagen dürfte. Für Büchereien sehr gut geeignet.

Was es bedeutet, die Heimat zu verlieren ...

Simone Grolmann ist 52, etabliert und angesehen, Professorin für Verhaltensforschung, Mutter einer Tochter, ein analytischer Mensch. Und doch hat sie Angst. Angst vor Schnee. Die Angst ist tief in ihr, versunken wie der Breslauer Wald, durch den ihr Vater, sein behinderter Bruder Emil und Lilly, die Mutter der beiden, in der Nacht vom 19. auf den 20. Januar 1945 stapften, bei minus 21 Grad: drei Menschen mit drei durchweichten Pappkoffern. 17 Jahre vor Simones Geburt war das, und doch ist es ihre eigene Angst.

Simone liebt ihren Vater Eustachius - und kommt ihm gleichwohl nicht nah. Eustachius Grolmann, 83, ist ein Kriegskind. Aufgewachsen im Propagandastaat, 1945 aus Schlesien in den Westen geflohen. Noch immer wird er von den Erinnerungen an die Flucht und den Tod seines Bruders heimgesucht. »Sei froh, dass du lebst.« Diesen Nachkriegssatz hat er sich selbst so oft vorgesagt, bis er glaubte, das, was er spürte, könnte nu
n endlich dieses Frohsein sein.
Ulrike Draesner kreuzt die Lebenswege der schlesischen Grolmanns mit dem Schicksal einer aus Ostpolen nach Wroclaw vertriebenen Familie. Vier Generationen kommen zu Wort. Virtuos entwirft sie ein Kaleidoskop der Erinnerungen, die sich zu immer neuen Bildern fügen. Sie zeigen, wie die durch Flucht und Vertreibung ausgelösten Traumata weiterwirken und wie sich seelische Landschaften von einer Generation in die nächste weitervererben. Die Geschichten der Grolmanns und der Nienaltowskis werden zum Spiegel von hundert Jahren mitteleuropäischer Geschichte. Sie erzählen von den Mühen und Seligkeiten zwischen Eltern und Kindern, von Luftwurzeln, Freiheit und Migration.

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, wurde für ihre Romane und Gedichte vielfach ausgezeichnet, zuletzt unter anderem mit dem Großen Preis des Deutschen Literaturfonds, dem Preis der LiteraTour Nord, dem Deutschen Preis für Nature Writing und dem Ida-Dehmel-Literaturpreis. Zwischen 2015 und 2017 lehrte sie an der Universität Oxford, seit April 2018 ist sie Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Dort und in Berlin lebt und schreibt sie - neben Romanen und Gedichten auch Erzählungen und Essays. Für »Schwitters«, ihren zweiten Roman zum Thema Flucht und Vertreibung, wurde Draesner der Bayerische Buchpreis 2020 verliehen.

»Eine der herausragenden Erzählerinnen der deutschen Gegenwartsliteratur.« Sandra Kegel / Frankfurter Allgemeine Zeitung
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