Mit dem Pferd nach Havanna

Autobiografie in Zeichnungen und Texten

  • Noch nicht erschienen. Erscheint laut Verlag am 30.10.2024.
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»Lebens-Comic« nannte Siegfried Kaden seine gezeichnete Autobiografie, die er in hohem Alter in Havanna innerhalb weniger Wochen mit Kugelschreiber zu Papier brachte. Anfang 2007 übertrug er die 179 Zeichnungen von einem Gerüst aus auf die Westwand der Celda Contemporánea der Universidad del Claustro de Sor Juana in Mexiko-Stadt und nannte das Werk: »Entre los Padres«. Von der seitlichen Wand der großen Zelle schauten der Vater in Wehrmachtsuniform und der Großvater in Zivil, von Kaden dazu gemalt, eher teilnahmslos auf das Geschehen. Dem Nachgeborenen hatten sie Schuld und Ratlosigkeit hinterlassen.Das temporäre Wandbild wurde vier Wochen nach der Eröffnung übertüncht, die Zeichnungen blieben aber erhalten. 2020, schwerkrank nach München zurückgekehrt, hat sie der Künstler um viele Blätter ergänzt, vor allem um seine Jahre in Havanna, aber auch um den »Feuersturm«, der seine Heimatstadt Dresden 1945 zerstörte und ihn am Ende seines Lebens als traumatische Erinnerung heimsuchte. D
as Pferd ist im Werk Kadens, neben anderen Tieren wie Hasen oder Krokodilen, ein immer wiederkehrendes Motiv. Als Kind von einem russischen Soldaten entführt, wurde er im Tausch gegen ein Pferd gerettet.Kadens zeichnerischer Blick fällt mit ergreifendem Ernst und absurder Komik auf sein Leben. Das Ego bekommt keinen Auftritt, auch Selbstzensur gibt es nicht. Der diesem Band beigefügte autobiografische Text, in den letzten Lebensmonaten in Krankenhausisolation aufgeschrieben, erweist sich als außerordentliches Dokument eines auch im Schreiben erfahrenen Künstlers.

Siegfried Kaden, geboren 1944 in Dresden, gehörte zu den kreativsten figurativen Künstlern seiner Epoche und unserer Gegenwart. Als Zeichner, Maler, Installationskünstler, Filmer und Lehrer an der Academia Nacional de Bellas Artes San Alejandro, Havanna, war sein Leben eine unruhige Wanderschaft zwischen den Systemen - Nazideutschland, DDR, Fluchterfahrung, Kapitalismus - schließlich bewusste Rückkehr in die Mangelwirtschaft, als er 1995 nach Kuba ging. Auf die Widersprüche fand er in seinem Werk und in weltweiten Ausstellungen schöpferische, oft humorvolle Entgegnungen. Mit der Kunst seiner Zeit und ihren Protagonisten war er eng vernetzt. Zugleich wirkte er als großer Förderer nichtstaatlicher kubanischer Künstler. Er starb 2021 in München.
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