Das Mädchen mit dem Fingerhut

Roman

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medienprofile-Rezension

Modernes Märchen um zwei Flüchtlingskinder, die aneinander Halt finden und sich gemeinsam in einer westeuropäischen Stadt durchschlagen.
Ein sechsjähriges Mädchen wird tagsüber von ihrem Onkel in einen Laden geschickt, um sich dort im Warmen aufzuhalten. Er hatte ihr eingeschärft, kein Wort zu sagen. Und tatsächlich: der Ladenbesitzer hat Mitleid mit ihr und gibt ihr zu essen. Das geht so einige Tage, doch eines Abends holt sie der Onkel nicht ab. Sie schläft in einem Müllcontainer, wird aufgegriffen und in ein Kinderheim gebracht, von wo sie nachts mit zwei Jungen abhaut. Nur der Ältere spricht ihre Sprache. Sie nennen sie Yiza. Nach einem Tumult mit der Polizei gehen die beiden Jüngeren alleine weg und richten sich in einem Gartenhaus ein. Yiza hustet und hat Fieber. Fürsorglich kümmert sich Arian um sie. Es ist anrührend zu lesen, wie sie sich auch ohne Worte verstehen. Arian erbettelt Aspirin und stiehlt Essen. Als er am dritten Tag Yiza auf den Armen einer Frau findet, rennt er weg. Kurz vor dem Ende kippt der Roman fast ins grotesk Märchenhafte. Die Frau badet Yiza und pflegt sie gesund. Und sie sagt: "Dann lernst du meine Sprache. Dann leben wir zusammen. Du wirst sehen" (S. 127). Die vage an Hänsel und Gretel erinnernde Geschichte ist lakonisch erzählt, bewegend und überhaupt nicht gefühlsduselig, und passt hervorragend in unsere Zeit der Flüchtlingsströme.
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Martina Ackermann
Leitung Kundenservice
borro medien GmbH, Bonn
Eine bewegende Geschichte über Menschen ohne Herkunft, die auch hervorragend in unsere heutige Zeit und zur aktuellen Flüchtlingssituation passt. Köhlmeier beschreibt die kindliche Kraft des Überlebens und die Schwierigkeit, das Gute zu wollen und es dann auch zu tun.

Irgendwo in einer großen Stadt, in Westeuropa. Ein kleines Mädchen kommt auf den Markt, hat Hunger. Sie versteht kein Wort der Sprache, die man hier spricht. Doch wenn jemand "Polizei" sagt, beginnt sie zu schreien. Woher sie kommt? Warum sie hier ist? Wie sie heißt? Sie weiß es nicht. Yiza, sagt sie, also heißt sie von nun an Yiza. Als Yiza zwei Jungen trifft, die genauso alleine sind wie sie, tut sie sich mit ihnen zusammen. Sie kommen ins Heim und fliehen; sie brechen ein in ein leeres Haus, aber sie werden entdeckt. Michael Köhlmeier erzählt von einem Leben am Rande und von der kindlichen Kraft des Überlebens - ein Roman, dessen Faszination man sich nicht entziehen kann.

Köhlmeier, MichaelMichael Köhlmeier, 1949 in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Bei Hanser erschienen die Romane Abendland (2007), Madalyn (2010), Die Abenteuer des Joel Spazierer (2013), Spielplatz der Helden (2014, Erstausgabe 1988), Zwei Herren am Strand (2014), Das Mädchen mit dem Fingerhut (2016), Bruder und Schwester Lenobel (2018) und zuletzt Matou (2021), außerdem die Gedichtbände Der Liebhaber bald nach dem Frühstück (Edition Lyrik Kabinett, 2012) und Ein Vorbild für die Tiere (Gedichte, 2017) sowie die Novelle Der Mann, der Verlorenes wiederfindet (2017) und Die Märchen (mit Bildern von Nikolaus Heidelbach, 2019). Michael Köhlmeier wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2017 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für sein Gesamtwerk und 2019 mit dem Ferdinand-Berger-Preis.

"Auslassungstechnik hat sich besonders in jüngster Zeit als beliebtes Erzählmittel gezeigt. Von Robert Seethalers 'Ein ganzes Leben' bis Bov Bjergs 'Auerhaus'. Lakonismus als Programm. ... Doch selten ist dieser Lakonismus so konsequent aus der infantilen, der sprachlos handelnden Figur heraus entwickelt worden wie bei Köhlmeier." Hubert Winkels, Die Zeit, 25.05.16

Michael Köhlmeiers jüngster Roman 'Das Mädchen mit dem Fingerhut' trifft den Kern dessen, was als 'Flüchtlingskrise' die Debatten antreibt. Er ist das Buch der Stunde, ohne mit der vordergründigen Brisanz des Themas zu flirten. ... Er verleiht seiner Geschichte archaische Wucht und zugleich die dunkle Zartheit eines Märchens." Gerhard Melzer, Neue Zürcher Zeitung, 21.05.16

"Das Staccato von Michael Köhlmeiers Prosa geht unter die Haut. Sein Roman ist ein gehetztes Stück Literatur, auf das Wesentliche konzentriert." Susanne Schaber, Die Presse, 19.03.16

"Ein wunderbarer Text, eine wunderbare Geschich
te." Luzia Braun, ZDF Das blaue Sofa, 18.03.16

"Michael Köhlmeiers Märchenparabel betreibt ein hintergründiges Spiel mit den Ambivalenzen, die uns in Zeiten der Flüchtlingskrise alle beschäftigen und quälen. Es ist eine einfach erzählte Geschichte, man hat sie schnell gelesen, aber sie gibt lange zu denken." Wolfgang Schneider, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.16

"Köhlmeier hat eine so spannende wie brisante Geschichte geschrieben." Thomas Borchert, Eßlinger Zeitung, 12.03.16

"Er hat ein Gespür für die Urkräfte des Erzählens, die aus der Stille kommen und zeitlos wirken." Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 08.03.16

"Handwerklich ein kleines Meisterstück, wie immer bei diesem begnadeten Schriftsteller." Antje Weber, Süddeutsche Zeitung, 25.02.16

"Atmosphärisch dicht beschreibt Köhlmeier in seinem Roman ein Leben am Rande der Gesellschaft. ... Eine ganz leise Geschichte. ... Voller Schönheit und Poesie wird hier der unbezwingbare Überlebenswille
von Kindern beschrieben. Eine ganz berührende Geschichte." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 16.02.16

"Die großen Leerstellen, die Michael Köhlmeier lässt, die Sog- und Songhaftigkeit des Textes, sind die große Stärke dieses ungewöhnlichen Romans. Er passt in unsere Zeit und formuliert sehr deutlich, was es heißt, in einer Welt vollkommen fremd zu sein." Martina Kothe, NDR Kultur, 06.02.16

"Michael Köhlmeiers 'Das Mädchen mit dem Fingerhut' ist ein Roman über Liebe, Verwahrlosung und das Böse. Es ist eine Parabel über die Schwierigkeit, das Gute zu wollen und es auch zu tun. Ein Text, den man nicht vergisst." Verena Auffermann, Deutschlandradio Kultur, 04.02.16

"Berührend wie Charles Dickens. ... Man merkt, dass man in den Händen eines erstklassigen Erzählers ist. ... Ein starker Text." Denis Scheck, ARD Druckfrisch, 24.01.16
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