Gehen, ging, gegangen

Roman. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015

  • Nachdruck.
19,99 €
inkl. MwSt.
medienprofile-Rezension

Hochaktueller Roman, der Flüchtlingen eine sensible und differenzierte literarische Stimme gibt.
Wohin geht ein Mensch, wenn er nicht weiß, wo er hingehen soll? Dieser Frage steht Richard, frisch emeritierter Professor für Altphilologie, bei Eintritt in seine Pensionszeit gegenüber. Als er gerade dabei ist, sein universitäres Büro auszuräumen und sein Leben neu einzurichten, gehen ihm Flüchtlinge, die in seiner Berliner Heimat auf dem Oranienplatz auf sich aufmerksam machen, nicht mehr aus dem Kopf. Mehr, weil nun Zeit ist und Platz für Horizonterweiterungen, beschäftigen Richard diese heimatlosen Mitmenschen. Nachdem er angefangen hat, diese in ihren Auffanglagern zu besuchen und zu befragen, knüpft er zu einigen persönliche Kontakte, bis hin zur Wohngemeinschaft. Aus den fremdländischen Männern werden Menschen, deren Lebensgeschichte Richard nicht mehr loslässt. Zwangsläufig wird sein Bild von der Asylpolitik klarer, aber auch die Perspektive auf sein reiches literarisch-philosophischen Wissen bekommt eine neue Dimension und konkretisiert sich. Nur die Mit-Menschlichkeit ermöglicht es ihm, mehr und mehr zu verstehen, Täuschung und Enttäuschung zu unterscheiden und zu leben zu lernen, ohne Antworten zu bekommen. "Wohin geht der Mensch, wenn er nicht weiß, wo er hingehen soll?" bekommt eine neue, viel konkretere und größere Dimension. - Der hochaktuelle, brisante Roman bietet weder Antworten noch moralisiert er; und doch wird der Leser Antworten auf drängende Fragen finden. Erpenbeck beeindruckt mit einer feinsinnigen Sprache und dem Verweben literarischer Motive und Handlungen und aktueller deutscher Geschichte mit Bekanntem aus klassischer Literatur, die somit erneut Gewicht bekommt. Identifikation, Reflexion und Erkennen werden unabdingbare Folgen. Jenny Erpenbeck überzeugt mit Inhalt und Sprache. Ein sensibler und facettenreicher Roman, der in den Köpfen bleibt. Herausragend.



Stiftung Lesen-Rezension
Der emeritierte Professor Richard hat die letzten Habseligkeiten aus seinem ehemaligen Büro geräumt und weiß nun nicht mehr, wohin mit sich selbst und seiner Zeit. Seine Frau ist tot, seine Geliebte nicht mehr bei ihm und so sind seine Tage leer und trist. Ähnlich ergeht es den Flüchtlingen, die auf dem Berliner Oranienplatz campieren. Die Asylbewerber stammen aus verschiedenen Ländern. Sie suchen Arbeit, sind aber zum Nichtstun verdammt. Richard lernt einige Männer kennen. Er fragt sie nach ihren Geschichten und beginnt ihnen zu helfen. Die Arbeit mit den Flüchtlingen lässt den Professor wieder einen Sinn in seinem Leben erkennen. Während die Flüchtlinge langsam lernen, in Deutschland zu leben, wird auch er wieder zum Schüler indem er versucht zu verstehen, wie die Männer denken und was ihre Kultur ausmacht. Moderner Tatsachenroman, der ein aktuelles Thema literarisch in den Fokus rückt.
Empfohlen von

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Rolf Pitsch M.A.
Geschäftsführer
Bonifatius GmbH, Paderborn
Erschütternd und beruhigend zugleich: Ein frisch pensionierter Professor beobachtet auf dem Berliner Alexanderplatz eine Gruppe von Menschen, die um ihre Aufnahme in Deutschland kämpfen. Er hat Zeit, Neugierde und vielleicht auch Langeweile. Und so beginnt er Interviews mit den Menschen. So entsteht persönliche Nähe, neuer Lebensinhalt und tätige Solidarität. Lesens- und nachahmenswert.

Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum
Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist


Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.

Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.

Erpenbeck, JennyJenny Erpenbeck, geboren 1967 in Ost-Berlin, debütierte 1999 mit der Novelle »Geschichte vom alten Kind«. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen, darunter Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr Roman »Aller Tage Abend« wurde von Lesern und Kritik gleichermaßen gefeiert und vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Independent Foreign Fiction Prize. Für »Gehen, ging, gegangen« erhielt sie u. a. den Thomas-Mann-Preis. 2017 gewann Jenny Erpenbeck den Premio Strega Europeo und wurde mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

"(...) dieser Roman ist realistisch: Nicht weil er Verhältnisse real darstellt, sondern weil er eine literarische Wirklichkeit aufbaut, die die Weltrealität reflektiert." NZZ am Sonntag, Stefana Sabin
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