Neue Geschichten von Vater und Sohn

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medienprofile-Rezension

Neue Episoden im Stil der berühmten Geschichten von Vater und Sohn von Erich Ohser alias e.o.plauen.
Während des Dritten Reiches waren die kurzen Episoden von Vater und Sohn aus der Feder des Zeichners Erich Ohser berühmt und wurden gerne für Propagandazwecke gebraucht. Doch stand Ohser wegen regimekritischer Karikaturen im Visier des Staates und wurde nur wegen der Popularität seiner liebenswerten Bildgeschichten geduldet und benutzt - bis ihn Denunziation ins Gefängnis und in den Freitod brachte. 70 Jahre nach Ohsers Tod greift der Zeichner vorliegenden Bandes die Essenz der Geschichten auf. Es geht um einen liebevollen Umgang miteinander, der sich auch durch Meinungsverschiedenheiten nicht brechen lässt. Vater und Sohn sind inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen und besitzen Fernsehgerät und Gameboy. Aber die Freude am kindlichen Spiel ist beiden geblieben: der Vater setzt seine Autorität ein gegen seiner Meinung nach pädagogisch Fragwürdiges, das Kind in ihm lässt ihn dann aber selbst dazu greifen. Missgeschicke werden spielerisch umgesetzt, und für Probleme gibt es immer eine kreative Lösung, nicht immer erfolgreich, aber immer witzig und von besonderer Zuneigung zum anderen geprägt. Die Fortsetzung der Geschichten durch einen neuen Autor ist weitgehend gelungen, so dass dieser Band den Fans der Geschichten von o.e. plauen empfohlen werden kann. Auch alle anderen können sich beim Betrachten der kleinen Episoden an der warmherzigen Atmosphäre fast aller Zeichnungen erfreuen. Meiner Meinung nach werden die meisten typischen Comic- und Manga-Leser jugendlichen Alters diese Geschichten zu altbacken finden, also eher für ältere Kinder und ältere Erwachsene.

Vater und Sohn sind die bekanntesten Figuren des deutschen Zeichners Erich Ohser alias e.o.plauen, der 1944 einen Tag vor Beginn eines Prozesses vor dem Volksgerichtshof Suizid beging. Von Dezember 1934 bis Dezember 1937 erschienen 157 Geschichten des Duos, bevor Ohser seine Serie beendete, weil das zwischenzeitlich verhängte Berufsverbot nur durch Zugeständnisse gegenüber den Nazi-Machthabern aufgehoben werden konnte. Geblieben ist ein Werk voller Humanität, das seit Generationen viele, viele Leser bezaubert. Der französische Künstler Marc Lizano, hierzulande bekannt durch die Holocaust-Graphic Novel Das versteckte Kind als Autor und der deutsche Künstler und Max und Moritz-Preisträger Ulf K. haben auf kongeniale Weise neue Abenteuer der beiden Charaktere erfunden. Sie setzen sie stilistisch brillant in Szene, nah an der Linienführung von Erich Ohser und doch mit offensichtlicher persönlicher Note. Entstanden sind neue Episoden für eine neue Lesergeneration, frech und verspielt,
menschlich und versöhnlich - und wie bereits beim früheren Werk ohne Texte, als pantomimischer Stummfilm zum Lesen.

Der Zeichner Marc Lizano wurde am 26. Dezember 1970 in Rennes geboren, wo er heute noch lebt. Seine Leidenschaft für das Medium der graphischen Literatur erwachte früh, und während seiner Studienzeit entwickelte er erste Stoffe. Ermutigt durch die Unterstützung von Kollegen wie Jean -Claude Fournier (Spirou), Michel Plessix (Der Wind in den Weiden) und Joann Sfar, wurde seine Leidenschaft zum Beruf. Zunächst war er Herausgeber von Anthologien, dann schuf er erste Werke, die seine Konzentration auf Emotionsdarstellung widerspiegeln - er schafft es, eine frische Herangehensweise insbesondere auf Kindheitserlebnisse in subtilen und betörend einfachen, aber graphisch nachhaltigen Erzählungen mit einer reichhaltigen Bezugnahme auf die französisch-belgischen Klassiker zu verbinden.
Erich Ohser, geboren am 18. März 1903, verbrachte Kindheit und Jugend in Plauen. Nach Abschluss einer Lehre Studium der Grafik in Leipzig. Danach Arbeit als Buchillustrator und Karikaturist. Scharfe Spottzeichnungen im sozialdemokratischen "Vorwärts" sind 1934 der Grund zur Verweigerung der Aufnahme in die Reichspressekammer und glich einem Berufsverbot. Um unter den NS-Machthabern als unpolitischer Zeichner arbeiten zu können, musste Ohser ein Pseudonym annehmen: Er entschied sich für e. o. plauen. Drei Jahre lang erschien dann Woche für Woche neue Folgen von 'Vater und Sohn' und begeisterten ein Millionenpublikum. Nach Denunziationen nahm sich Ohser 1944 vor einem Volksgerichtshof-Prozess das Leben.
Ulf K. wurde 1969 in Oberhausen geboren. Nach dem Abitur 1989 studierte er ab 1991 Kommunikationsdesign an der Universität Essen (Folkwangschule), mit Schwerpunkt Illustration. Er ist seit 1994 freiberuflich als Comic-Zeichner und Illustrator für Presse und Werbung tätig. 1995/96 absolvierte er ein Auslandssemester in Paris. 1997 gründete er den Eigenverlag Ubu Imperator. Ausserdem belegte er den zweiten Platz beim Comic-Zeichner-Wettbewerb der Stadt Sierre (Schweiz). 2004 erhielt Ulf K. als bester deutschsprachiger Comic-Künstler den Max-und-Moritz-Preis des Comic-Salons-Erlangen.
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