Ohrfeige

Roman

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medienprofile-Rezension

Ein irakischer Asylbewerber redet sich kurz vor der Abschiebung den Frust von drei demütigenden Jahren von der Seele.
Karim, ein Flüchtling aus dem Irak, der in der bayerischen Provinz gelandet ist, erzählt seine Geschichte und die anderer Menschen aus allen Teilen der Welt, die nach Deutschland gekommen sind, um ihr Leben zu retten. Der Autor erlaubt seinem Erzähler Karim, sich alles von der Seele zu reden, was sich in über drei Jahren an Demütigungen, Verletzungen und Enttäuschungen aufgestaut hat. Sein Lebensweg steht dabei exemplarisch für die von ungezählten Flüchtlingen, die alles riskiert und hinter sich gelassen haben, um ein neues Leben zu beginnen, und die feststellen müssen, dass deutsche Gesetze, Bürokratie und menschliche Hartleibigkeit die Macht haben, alle Hoffnungen zunichte zu machen. - Abbas Khider, gebürtiger Iraker, weiß leider nur zu genau, wovon er spricht. Am eigenen Leib hat er erfahren, was Flucht und Illegalität bedeuten. Nur wer selbst erlitten hat, wovon in dem Roman die Rede ist, kann derart authentisch schildern, welche Torturen man erleidet auf der nahezu hoffnungslosen Suche nach einer neuen Heimat. Khiders Sprache ist klar, einfach und treffsicher. Die Szenerien ungeschönt und deshalb so derart glaubhaft. Zeitlich bewegt sich der Roman Ende der 90er Jahre und schließt im Jahr 2001, als sich nach den Anschlägen des 11. September die Lage für Asylbewerber in Deutschland noch einmal deutlich verschärft hat. Das Schlimme:15 Jahre später scheint sich die Geschichte beinahe zu wiederholen. Paris 2015 und New York 2001 - beide Ereignisse ziehen ihre Kreise. - Ein eindringliches Buch von hoher Aktualität.



Stiftung Lesen-Rezension
Der Asylant Karim Mensy soll abgeschoben werden. Um diesem Schicksal zu entgehen, plant er die Flucht aus Deutschland nach Finnland. Doch bevor er diese antritt, möchte er zumindest einem Vertreter des deutschen Staates seine frustrierenden Erfahrungen in Deutschland erzählen. Kurzerhand fesselt und knebelt er seine Sachbearbeiterin im Ausländeramt und beginnt zu erzählen: Ursprünglich wollte er nach Paris flüchten, strandete aber im tiefsten Bayern. Dort erlebt er vor allem eines: Ungewissheit, Langeweile und ständiges Warten. Warten darauf, einen Deutschkurs besuchen zu können. Warten darauf, (legal) arbeiten zu können. Warten darauf, endlich anzukommen und sich ein neues Leben aufzubauen. Karim und seine Freunde halten diesen Zustand kaum aus und reagieren mit religiösem Extremismus, Kriminalität oder Wahnsinn. Ein pointiert geschriebener Roman, der nüchtern, aber dennoch berührend die Facetten des Lebens eines Flüchtlings in Deutschland beschreibt.
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Rolf Pitsch M.A.
Geschäftsführer
Bonifatius GmbH, Paderborn
Immer konfrontiert Abbas Khider in seinen Büchern mit Flüchtlingsrealitäten. Der Autor kennt dies aus eigener Erfahrung: 1973 in Bagdad geboren, in seinem Heimatland gefoltert, seit 2000 in Deutschland und seit 2007 deutscher Staatsbürger – diese Biografie verleugnet Khider nicht. Und in „Ohrfeige“ hält er dem deutschen Leser, in Person der Sachbearbeiterin des Ausländeramtes, den Spiegel vor. Diese muss sich die dreijährige Irrfahrt von Karim Mensky, der Hauptfigur, anhören. Und da Karim so wortmächtig, besser wortgewaltig ist, lässt er auch kein Entkommen aus dieser Zuhörsituation zu, obwohl er weiß, dass am Ende wahrscheinlich eine Ausweisung stehen wird. Ein Buch, dass ob der persönlichen Schicksale und Ausweglosigkeiten auf beiden Seiten demütig werden lässt gegenüber den Menschen, die als Flüchtende wie als Mitarbeiter/innen der Behörden die tägliche Nagelprobe vom Menschenrecht auf Asyl durchleben.

Ein Flüchtling betritt die Ausländerbehörde, um ein letztes Mal seine zuständige Sachbearbeiterin aufzusuchen. Er ist wütend und hat nur einen Wunsch: dass ihm endlich jemand zuhört. Als Karim drei Jahre zuvor von der Ladefläche eines Transporters ins Freie springt, glaubt er in Frankreich zu sein. Bis dorthin hat er für seine Flucht aus dem Irak bezahlt. In Wahrheit ist er mitten in der bayerischen Provinz gelandet. - Er kämpft sich durch Formulare und Asylunterkünfte bis er plötzlich seinen Widerruf erhält und abgeschoben werden soll. Jetzt steht er wieder ganz am Anfang. Dieser ebenso abgründige wie warmherzige Roman wirft eine der zentralen Fragen unserer Gegenwart auf: Was bedeutet es für einen Menschen, wenn er weder in der Heimat noch in der Fremde leben darf?

Khider, AbbasAbbas Khider wurde 1973 in Bagdad geboren. Mit 19 Jahren wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet. Nach der Entlassung floh er 1996 aus dem Irak und hielt sich in verschiedenen Ländern auf. Seit 2000 lebt er in Deutschland und studierte Literatur und Philosophie in München und Potsdam. 2008 erschien sein Debütroman "Der falsche Inder", es folgten die Romane "Die Orangen des Präsidenten" (2011) und "Brief in die Auberginenrepublik" (2013). Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, zuletzt wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, dem Hilde-Domin-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis geehrt. Außerdem war er im Jahre 2017 Mainzer Stadtschreiber. Abbas Khider lebt zurzeit in Berlin. Bei Hanser erschienen von ihm Ohrfeige (Roman, 2016), Deutsch für alle (Das endgültige Lehrbuch, 2019) und Palast der Miserablen (Roman, 2020).
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