Lob des Fahrrads

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medienprofile-Rezension

Der Traum von der Fahrradstadt: In 30 Jahren hat das Fahrrad das Auto im Individualverkehr abgelöst - in Paris und anderswo.
"Nur Genießer fahren Fahrrad und sind immer schneller da", sangen die Prinzen in den neunziger Jahren. An ihr fröhlich-ironisches Loblied auf das Fahrrad fühlte ich mich erinnert, als mir Marc Augés Buch "Lob des Fahrrads" in die Hände fiel. Augé träumt darin von einer Fahrradrevolution, die den Autoverkehr weitestgehend aus den Städten verbannt und das Fahrrad ins Zentrum stellt. Auf diese Idee brachte ihn 2007 die Gründung von Velib, einer Fahrradvermietung in Paris. Doch anders als der Pop-Song der Prinzen ist Augés Buch eher schwerfällig. Er beginnt mit der Erinnerung an Größen des Radsports, insbesondere der Tour de France wie Fausto Coppi, der 1949 und 1952 die Tour gewann. Man muss schon ein eingefleischter Kenner des Radsports sein, um dieses Kapitel schätzen zu können. Auch in den beiden folgenden Kapiteln bleibt es eher trocken. Augé sinniert über Wahrnehmung der Welt und des Selbst beim Fahrradfahren und über den Charakter der Metropole als Illusion. Erst im letzten Kapitel folgt die Vision einer Großstadt, in der das Fahrrad dem Auto den Rang abgelaufen hat und gemeinsam mit dem öffentlichen Nahverkehr die Verkehrsprobleme der großen Städte löst. Das ist (zumindest aus Sicht des fahrradfahrenden Rezensenten) eine tolle Vision, aber ob es sich lohnt, dafür dieses Buch anzuschaffen, darf doch eher bezweifelt werden.


Radfahrer sind die neuen Flaneure, mit der Nase im Wind erfreuen sie sich am Duft der Kastanienbäume. Unbemerkt gleiten sie in eine poetische Geographie und stellen verwundert fest, dass die Stadt dazu da ist, angeschaut zu werden. Nicht nur in Kopenhagen und Amsterdam, auch in Frankfurt und Paris prägt das Fahrrad wieder das Straßenbild. Fasziniert beobachtet der Ethnologe Marc Augé die Auswirkungen dieser veritablen Fahrradrevolution. Er beschwört das freiheitstrunkene Glück des Kindes, das in die Pedale tretend die Kraft seines Körpers spürt. Wehmütig denkt er zurück an die heroischen Tage der Tour de France, als Radrennen Volkskult war. Und er blickt voller Enthusiasmus auf die Chancen der weltweiten Fahrradbewegung. Feinsinnig preist Augé eine ganz reale Utopie: den Humanismus des Radfahrens.


Marc Augé, der Begründer einer Ethnologie des "Nahen", war viele Jahre Präsident der Pariser École des Hautes Études en Sciences Sociales. Im Verlag C.H.Beck sind von ihm erschienen: Nicht-Orte (42014) und Tagebuch eines Obdachlosen (2012).


"Wer immer den Wind im Gesicht liebt, wird diese Hymne selig lächelnd lesen."
Claudia Mäder, Neue Züricher Zeitung, 28. Februar 2016
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