Der Friedhof in Prag

Roman

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medienprofile-Rezension

Streckenweise anstrengend zu lesender historischer Roman, dessen "Antiheld" ein zynisches Tableau der verschiedensten antisemitischen Verschwörungstheorien vorstellt.
Im Zentrum des wegen seiner komplizierten Erzählstruktur und verwirrenden Faktenfülle streckenweise anstrengend zu lesenden Romans stehen die fiktiven Tagbuchaufzeichnungen eines gewissen Simonini aus dem Jahre 1897. Dieser ist ein Fälscher, Spion und Doppelagent in den Diensten verschiedenster Geheimdienste, der vor Verleumdung, Betrug, ja Mord nicht zurückschreckt. Indem sich der 67-Jährige über sein Leben Klarheit zu verschaffen versucht, entfalten sich vor dem Leser eine erschreckende Geschichte des Obskurantismus und ein Tableau der verschiedensten Verschwörungstheorien, die im 19. Jh. in Europa im Umlauf waren. Zielscheibe seines Hasses sind Jesuiten, Freimaurer, aber v.a. die Juden. Alle bekannten Vorurteile, die in der abendländischen Geschichte über sie verbreitet wurden und ihren Kulminationspunkt in der Rassenideologie der Nazis fanden, werden von ihm bis ins Detail aufgetischt bzw. durch gefälschte Dokumente erst ins Leben gerufen. Perfider Höhepunkte seiner infamen Fälschertätigkeit ist die im Auftrag des russischen Geheimdienstes erfolgte Erstellung der berüchtigten "Protokolle der Weisen von Zion", eines im 20. Jh. weitverbreiteten antisemitischen Pamphlets, das eine jüdische Weltverschwörung belegen sollte. - Ecos erklärte Absicht war es, den Erzähler als eine zynische und menschenverachtende Figur erscheinen zu lassen und ihn und seine Schmähungen der Missbilligung des Lesers preiszugeben. Wenn dieser Roman sowohl vom Osservatore Romano (Lucetta Scaraffia) wie auch von der jüdischen Dozentin Anna Foa kritisch besprochen wurde, dann wohl deshalb, weil man zweifelt, ob diese erklärte Absicht durch den Roman wirklich erreicht wird. Möglicherweise wird mancher Leser zumindest die Cleverness des Protagonisten bewundern und - schlimmer - sich in manchem Vorurteil sogar bestätigt sehen. Darum nur für kritische Leser/innen. (Übers.: Burkhart Kroeber)

Der Italiener Simon Simonini lebt in Paris, und er erlebt aus nächster Nähe eine dunkle Geschichte: geheime Militärpapiere, die der jüdische Hauptmann Dreyfus angeblich an die deutsche Botschaft verkauft, piemontesische, französische und preußische Geheimdienste, die noch geheimere Pläne schmieden, Freimaurer, Jesuiten und Revolutionäre - und am Ende tauchen zum ersten Mal die Protokolle der Weisen von Zion auf, ein gefälschtes "Dokument" für die "jüdische Weltverschwörung", das dann fatale Folgen haben wird. Umberto Eco, der Meister des historischen Romans, erzählt die Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts, in der wir jedoch unser eigenes wiedererkennen können.

Umberto Eco wurde am 5. Januar 1932 in Alessandria (Piemont) geboren und starb am 19. Februar 2016 in Mailand. Er zählte zu den bedeutendsten Schriftstellern und Wissenschaftlern der Gegenwart. Sein Werk erscheint bei Hanser, zuletzt u.a. der Roman Nullnummer (2015), Pape Satàn (Chroniken einer flüssigen Gesellschaft oder Die Kunst, die Welt zu verstehen, 2017), Auf den Schultern von Riesen. Das Schöne, die Lüge und das Geheimnis (2019), Der ewige Faschismus (2020) und Der Name der Rose (Jubiläumsausgabe, 2022).

"Umberto Eco zettelt eine Verschwörung gegen eine Verschwörung an und schreibt mal wieder einen fabelhaften Roman." Hannes Stein, Die Welt, 01.10.11

"Eco hat sich, geduldig und großartig dokumentiert wie stets, als Chronist der beliebtesten Verschwörungstheorien in Europas Geschichte betätigt. Neu ist, dass hier jemand den Wahnsinn von innen beschreibt." Dirk Schümer, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.10.11

"Es ist ein Genuss, Eco, dem Hohepriester der Ironie, in seine raffinierte, kultivierte und stilistisch glänzende Parodie irrwitzig fabulierter Trivialklassiker zu folgen. In seinem neuen grandiosen Roman analysiert Umberto Eco den Antisemitismus." Stephan Maus, Der Stern, 06.10.11
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