Panik im Schtetl

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medienprofile-Rezension

Erzählungen, die kaleidoskopartig das Leben in den überwiegend jüdisch besiedelten Orten des russischen Ansiedlungsrayons abbilden.
In der namengebenden Geschichte schildert der Autor mit viel Humor, auf welch seltsamen Wegen, durch welche ungewöhnlichen Verhaltensweisen von russischen Mitbürgern in dem fiktiven Städtchen Kasrilewke die jiddischsprachigen Einwohner verschreckt wurden und sich entschlossen, den Ort zu verlassen. Die anderen Erzählungen machen mit typischen Bewohnern und ihren Lebensgewohnheiten vertraut. Der Monolog eines Melamed (Religionslehrer) ist sowohl in Deutsch als auch in Jiddisch (in lateinischer Umschrift) wiedergegeben. - Scholem Alejchem begann seine literarische Laufbahn in russischer und hebräischer Sprache, wechselte dann aber in die Umgangssprache seiner Umgebung, in das Jiddische. Geistig steht er der aufklärerischen Richtung im osteuropäischen Judentum nahe. Das erklärt auch den manchmal leicht spöttischen Ton über abergläubische Bräuche. Der Übersetzer Gernot Jonas hat weitgehend den Sprachduktus, die gebräuchlichen Redewendungen, vor allem Bibel- und Talmudzitate, in seiner Fassung übernommen. So menschlich anrührend die dargestellten Personen sind, empfiehlt sich zur genussvollen Lektüre - trotz des umfangreichen Glossars - eine solide Vorstellung von den historischen Gegebenheiten und jüdischen Ritualen. Größeren Beständen empfohlen.

Neben Perez und Mendele gilt Scholem Alejchem als einer der drei klassischen Literaten der jiddischen Literatur. Mit seinen Erzählungen über die osteuropäischen Dorf-Juden leistet er einen bedeutenden Beitrag zur Bewahrung der jiddischen Kultur. Im Fokus stehen bei Alejchem immer die "kleinen Leute", das jüdische Volk. So auch in dem hier in neuer, herrlich frischer Übersetzung von Gernot Jonas vorliegenden "Panik im Schtetl": Immer wenn Sejdel, Sohn des Reb Schaje, den Schtetl-Bewohnern die Neuigkeiten aus der "Welt da draußen" aus der Zeitung vorliest, kommt der Alltag der Bewohner auf haarsträubende, amüsante und auch erschreckende Weise zum Erliegen, Überreaktionen und -interpretationen stehen auf der Tagesordnung. Alejchem baut eine unnachahmliche Nähe zu den Schtetl-Bewohnern und somit zum "einfachen Volk" auf, sodass der Leser sich selbst als Teil dieser drolligen und zugleich vom jüdischen Volksschmerz geprägten Gemeinschaft wahrnimmt.

Scholem Alejchem (1859-1916) begann seine literarische Arbeit mit Artikeln für die beiden zu seiner Zeit größten hebräischen Tageszeitungen Russlands. Bald schon entschied er sich, in jiddischer Sprache zu schreiben und wurde so literarische und journalistische Stimme von Millionen osteuropäischer Juden. Zu seinen bekanntesten Schriften zählen die Tewje-Erzählungen, die es in der dramatischen Fassung an den Broadway geschafft haben. Alejchems Leben ist geprägt von verschiedensten Aufenthaltsorten: Von Kiew und Odessa über die Schweiz und England gelangte er schließlich in die USA, wo er bis zu seinem Tod in New York wohnte. Der Zug aus hunderttausenden Juden, die ihn auf seinem letzten Weg begleiteten, und die Schließung aller jüdischen Geschäfte New Yorks an seinem Todestag machen die Bedeutung, die Alejchem gerade für emigrierte Juden hatte, deutlich.
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