Menschen im August

Roman

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medienprofile-Rezension

Ein namenloser Icherzähler schildert seine Versuche, den Werdegang seiner Familie von der Zarenzeit bis in die neunziger Jahre zu ergründen.
Großmutter Tanja ist über Jahre damit beschäftigt, einen umfangreichen Lebensbericht zu verfassen. Nach ihrem Tod befassen sich Vater und Enkel mit der Erzählung, die aber viel Raum für unterschiedliche Interpretationen lässt. Vor allem der Enkel, ein Geologe, will sich um die vielen offenen Fragen kümmern. Das bedeutet viel Forschung und Recherche in Archiven, Befragung von Zeitzeugen, Reisen in abgelegene Gebiete. Doch die Zeiten sind unruhig im Land Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre. Die Sowjetunion existiert nicht mehr und das neue Russland beginnt erst zu entstehen. Es gibt unterschiedliche Machtströmungen im Land. - Der Autor darf seinen Roman in Russland nicht veröffentlichen, wohl weil diverse Schilderungen der jüngeren russischen Vergangenheit im eigenen Land nicht goutiert werden. Auf der Suche nach Großmutter Tanjas tatsächlicher Vergangenheit stößt der Erzähler auf Geschehnisse, die immer noch tabuisiert werden. So zum Beispiel die Deportationen der 30er, 40er und auch noch 50er Jahre nach Kasachstan, dem Sammelbecken der Vergessenen. Auch die Thematisierungen der Tschetschenienkriege dürften bei der Regierung in Moskau kaum Verständnis finden. Nach Meinung des jungen Autors hat das Land nur dann eine Zukunft, wenn über die Vergangenheit gesprochen wird. Ein Roman voller Hinweise und Deutungen der russischen Geschichte. Besondere Ereignisse und Namen sind im Anhang erläutert, was ungemein hilfreich für das Verständnis ist. Das ist eine ungewöhnliche, vielschichtige Auseinandersetzung mit der jüngeren russischen Geschichte; ein Roman, der aufmerksames Lesen erfordert, gelegentlich verstörend, aber immer sprachmächtig und eindrucksvoll ist. Lesern mit Verständnis für besondere Texte und Zeitgeschichte besonders zu empfehlen. (Übers.: Franziska Zwerg)


Russland im August 1991: ein Putsch bringt das Land zum Beben, Gorbatschow wird abgesetzt, Jelzin übernimmt die Macht und Putin kann kaum erwarten, der Nächste zu sein. Das Land zerfällt. Nichts ist mehr, wie es Jahrzehnte lang war. Die einen verscherbeln Bodenschätze und Panzer und werden Multimillionäre, die anderen versinken in bitterer Armut. In dieser Zeit des totalen Umbruchs entdeckt der Ich-Erzähler das Tagebuch seiner Großmutter und erkennt, dass das Schweigen über die Vergangenheit gebrochen werden muss, wenn Russland eine Zukunft haben will. Ein hochaktueller, ein spannender Roman über ein Land, das schon lange keine Weltmacht mehr ist.

Sergej Lebedew arbeitete nach dem Studium der Geologie als Journalist. Gegenstand seiner Romane sind für den 1981 Geborenen die russische Vergangenheit, insbesondere die Stalin-Zeit mit ihren Folgen für das moderne Russland. Bei S. FISCHER sind seine Romane »Der Himmel auf ihren Schultern« (2013), »Menschen im August« (2015), »Kronos' Kinder« (2018) und »Das perfekte Gift« (2021) erschienen. Zuletzt erschien der Erzählungsband »Titan oder Die Gespenster der Vergangenheit« (2023). Sergej Lebedew lebt zur Zeit in Potsdam.
Franziska Zwerg, geboren 1969, studierte in Berlin und Moskau Slawistik, Germanistik und Theaterwissenschaft und übersetzt zeitgenössische russische Literatur, neben den Romanen von Sergej Lebedew u.a. die Werke von Grigori Kanowitsch und Dina Rubina.

In folgereichen Szenen, eine erschreckender und wolfshündischer als die andere, lassen Autor und Erzähler den Leser in die russische Gegenwart stolpern, so unglaublich wie realistisch [...] Gundula Sell Sächsische Zeitung 20160102
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