Zeitschrift für Genozidforschung. 17. Jg. 2019 Heft 1/2

Gewaltraum Mittelmeer? Strukturen, Erfahrungen und Erinnerung kollektiver Gewalt im Zeitalter der Weltkriege

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Man muss Timothy Snyders These der »bloodlands« nicht folgen, um die Frage nach dem Mittelmeer als »Gewaltraum« des frühen 20. Jahrhunderts zu stellen. Als eine ganz besondere, einmalige 'Geschichtsregion', die drei Kontinente - je nachdem - trenne oder vereine, ist der Mittelmeerraum spätestens seit dem 19. Jahrhundert gerade auch im deutschsprachigen Raum wissenschaftlich wie populär festgeschrieben worden, und selbst heute beginnt kaum eine Publikation über mediterrane Themen ohne diese Setzung. Bezeichnenderweise mangelt es - ebenfalls wiederum besonders in der deutschsprachigen Forschungslandschaft - an Perspektiven, die die Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts für die mediterrane Region zusammenhängend beleuchten. Das Beispiel Griechenland zeigt, dass selbst längst existierende Forschung zu Teilaspekten einer mediterranen Gewaltgeschichte bislang kaum wissenschaftliches Wissen in den öffentlichen Raum, ins 'allgemeine Wissen' der (deutschen) Gesellschaft transferieren konnt
e. Den Deutschen, so scheint es, bleibt das Mittelmeer entweder (in seinem nördlichen Teil) ein touristischer 'Sehnsuchtsraum' oder (in seinem südlichen Teil) neuerdings wieder ein Raum der Krisen und Konflikte (und zwar die 'der Anderen'). Die Beiträge nehmen eine 'Geschichtsregion' in den Blick und untersuchen zu und anhand dieses Zuschnitts Strukturen kollektiver Gewalt: Es gilt, die einzelnen gewaltvollen Umwälzungen des Mittelmeerraums zwischen Kolonialismus, Weltkriegen und Dekolonisation in eine größere zusammenhängende Perspektive zu rücken, die Kontinuitäten aufzeigt und auch heutige politische und soziale Ereignisse in ihrer historischen Bedingung verortet und beleuchtet. Die vorliegende Zeitschrift wird herausgegeben vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum.

Medardus Brehl ist Literaturwissenschaftler und Historiker. Er arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Diaspora und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum. Forschungsschwerpunkte: Genozidforschung, Kolonialismus, Themenfeld »Krieg und Literatur«.
Kristin Platt ist Sozialwissenschaftlerin und Sozialpsychologin und arbeitet als Stellvertretende Direktorin am Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum. Forschungsschwerpunkte: Genozid- und Gewaltforschung sowie psychische und soziale Traumatisierungsfolgen bei Überlebenden politischer Gewalt.
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