Täter von Grafeneck

Vier Ärzte als Angeklagte im Tübinger "Euthanasie"-Prozess 1949

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Die Planung und Durchführung der Krankenmorde zur Zeit des Nationalsozialismus ist ein seit Jahrzehnten intensiv erforschtes Thema. Weniger dezidiert hat sich die historische Forschung bisher jedoch mit den Tätern beschäftigt. Verena Christ stellt vier Ärzte in den Mittelpunkt ihrer Untersuchung, die sich 1949 in Tübingen im sogenannten "Grafeneck-Prozess" - benannt nach der gleichnamigen Vernichtungsanstalt in Württemberg - für den Mord an über 10.000 "Gemeinschaftsfremden" verantworten mussten. Christ untersucht, ob sich anhand der verfügbaren Prozessunterlagen ein bestimmter Typus von "Euthanasie"-Arzt identifizieren lässt. Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen den vier Ärzten, die den tausendfachen Mord an ihren Patienten aktiv unterstützten? In welchen Situationen zweifelten sie an ihren Handlungen? Wann retteten sie Patienten oder zeigten sich mitverantwortlich am Krankenmord? Die Autorin legt dar, mit welchen apologetischen Strategien die vier Angeklagten ihr Handeln
später zu rechtfertigen versuchten und ordnet dies in den zeitgeschichtlichen Kontext ein. Zudem zeigt sie, welchen Einfluss das milde Urteil auf die Spruchkammerverfahren (Entnazifizierungen) der vier Ärzte hatte und gibt Einblicke in das Leben der Mediziner nach dem Prozess.

Verena Christ studierte Humanmedizin an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und promovierte 2017 am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin bei Privatdozent Dr. Henning Tümmers. Sie arbeitet seit 2015 als Ärztin in der Hämatologie/Onkologie des Universitätsklinikums Regensburg.

"Die Autorin nähert sich den Tätern mit distanziertem, aber gründlichem Interesse. Sie werden ohne moralischen Impetus als Kinder ihrer Zeit gezeigt." Julia Reitzenstein Historische Zeitscheift 312, 2021/3 20210601
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