Für Ray Kurzweil, Googles technischen Entwicklungsleiter, ist die Lage klar: Das 21. Jahrhundert ist das des Posthumanismus. Nicht mehr lange und schon ist die Imagination vom optimierten 'neuen Menschen' nicht mehr nur Topos der Kunst-, Kultur- und Filmgeschichte, sondern Wirklichkeit. Für viele mag dies bizarr, für manche abwegig klingen und in der Tat ist 'der nächste Mensch' noch nicht Realität, seine Projektion aber ragt längst, angetrieben durch die finanzstarke Unterstützung des Silicon Valleys, in unser Hier und Jetzt hinein. Die große Frage lautet: Welche Rolle nimmt hierin der SciFi-Film ein? Ist er nachahmender, weil längst abgehängter Weggefährte einer sich rasant entwickelnden, realen Techno-Utopie?Lucas Curstädt hält in seiner Studie dagegen: Ausgehend von der These, dass das Abhängigkeitsverhältnis ein umgekehrtes ist, da das Technik-Labor ideengeschichtlich, ästhetisch und erkenntnistheoretisch vom Kino-Labor abhängig bleibt, legt er aus ideologiekritischer Perspek
tive dar, wie Hollywood im 21. Jahrhundert sich in seinen Filmen zum Silicon Valley positioniert. Und dann ist da noch eine andere, tiefgreifende Veränderung: Was hat es mit jenen 'posthumanen Agenten' auf sich, die immer stärker die Leinwände des Kinos bevölkern und bereits verstorbene Schauspieler_innen neu zum Leben erwecken
Lucas Curstädt studierte zwischen 2013 und 2018 Filmwissenschaft und Philosophie an der Universität Mainz. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bonn im Bereich Medienwissenschaft. Seine Promotion »Projektionen des nächsten Menschen« gewann den Nachwuchspreis des Büchner-Verlags. Neben der akademischen Arbeit ist er seit 2018 mit seinem Kanal 'die zweite produktion' auf YouTube aktiv, wo er Video-Essays zu den Themen Theorie, Analyse und Geschichte des Films veröffentlicht.
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