Franz Kafka

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medienprofile-Rezension

Einführung in Leben und Werk Franz Kafkas auf der Basis psychologischer Deutungen.
Der in Prag geborene Historiker Saul Friedländer hat sich zeit seines Lebens mit Kafka beschäftigt. Er beschreibt ihn als Dichter der Scham und der Schuld; denn er lenkt die Augen des Lesers auf Kafkas Angst vor dem Sexuellen und zugleich auf eine unterdrückte homosexuelle Neigung. Damit kann er z.B. die Erzählung "Ein Landarzt" schlüssig verständlich machen, indem er das Zusammenspiel von surrealen Kräften und irdischen Trieben aufzeigt. Vor diesem Hintergrund sind wohl auch Kafkas Sadomasochismus und seine Folterfantasien (z.B. in der Erzählung "In der Strafkolonie") zu sehen. Friedländers Belege für Kafkas Homosexualität wirken allerdings nicht sonderlich überzeugend. Hinter Kafkas Napoleonverehrung stecke Sehnsucht nach Führung. In seiner fundamentalen Furcht und seinen einsamen Entscheidungen sei Kafka durch sein Studium Kierkegaards bestärkt worden. Wenig Verbindung zeige Kafka zu modernistischen Schriftstellern seiner Zeit, dafür aber zum Film. Der Hypochonder Franz Kafka habe die negativen Elemente der Welt in sich aufgenommen und fühle sich zu deren Repräsentation berechtigt. Friedländer zeigt die trostlose Welt Kafkas mit ihren gleichbleibenden Szenarien und die zentrale Vorstellung einer nicht identifizierbaren Bedrohung und bösen Vorbedeutung, ohne sie ganz erklären zu können. Mit seinem exponiert psychologischen Ansatz kann er Lesern aber, die sich vielleicht noch mit Max Brods theologischer Deutung abquälen, einen Zugang zu Kafka erschließen. Die mit einem Register versehene Darstellung ist übersichtlich gegliedert und liest sich gut. - Ab mittleren Beständen in jedem Fall interessant.


Franz Kafka, der wohl enigmatischste Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, begegnet in diesem Buch dem sanften, aufmerksamen, kritischen Blick eines Autors von Weltrang. Saul Friedländer, selbst in Prag geboren und ein Leben lang Kafka-Leser, betrachtet ihn mit jener zärtlichen Unbestechlichkeit, die auch die unnachahmliche Meisterschaft seiner Geschichte des Holocaust ausmacht. Friedländers Auge sieht manches, was selbst Jahrzehnte der Kafka-Forschung nicht wahrgenommen haben. Mit einer wundervollen Sprache und genauer Kenntnis der Werke, mit feinem Humor und genauer Beobachtungsgabe portraitiert Saul Friedländer Franz Kafka als Dichter der Scham und der Schuld. Er geht seinem Leben nach, befragt sein Judentum, analysiert die einzigartige Ironie Kafkas und geht auch den verschlungenen Seelenlagen nach, die tiefe Spuren im Werk hinterlassen haben. Eine Einführung in die Welt Kafkas von bezwingender Eleganz und Anmut.

Saul Friedländer, 1932 geboren, überlebte das Dritte Reich unter falschem Namen in Frankreich. Er ist Professor für Geschichte an den Universitäten von Tel Aviv und von Kalifornien, Los Angeles und gehört zu den großen Kennern der Geschichte der NS-Zeit und der Judenverfolgung. Er erhielt 2007 den "Friedenspreis des deutschen Buchhandels" und 2008 den "Pulitzer-Preis".
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