Briefe und Briefwechsel

Band 9: Theodor W. Adorno/Rudolf Kolisch Briefwechsel 1926-1969

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Im März 1925 zieht der 21-jährige Dr. Theodor Wiesengrund für einige Monate nach Wien, um seine kompositorische Ausbildung bei Alban Berg fortzusetzen. Dieser macht ihn mit dem Wiener Streichquartett und seinem 28-jährigen Primarius Rudolf Kolisch bekannt, einem der wichtigsten Interpreten der Neuen Musik der Schönberg-Schule. Adorno und Kolisch werden schnell Freunde und beginnen einen ausgedehnten Briefwechsel, in dem sie intensiv über musikalische Themen - Komposition, Analyse, Reproduktion - diskutieren, nicht zuletzt über das gemeinsame (aber nie realisierte) Projekt einer »Theorie der musikalischen Aufführung«. Aber auch Privates kommt ausführlich zur Sprache.
Sorgfältig ediert, ausführlich kommentiert und ergänzt durch einen reichhaltigen Materialienteil mit einigen bislang unveröffentlichten Texten und Dokumenten, liegt dieser Briefwechsel nun erstmals vollständig vor. Er gewährt Einblick in eine Beziehung, die für die Geschichte und die Aufführungstheorie der Neue
n Musik des 20. Jahrhunderts von einzigartiger Bedeutung ist, in der sich aber auch die Zeitläufe und ihre Verwerfungen spiegeln. Eine Korrespondenz, die nicht nur für die musikwissenschaftliche Forschung von überragender Relevanz ist.



»Deinen Entschluss, wieder zu komponieren, beglückwünsche ich aufs herzlichste. Gott sei Dank, daß Du von der beinahe schon fixen Idee der Habilitation ablässt und daß Du nicht zum Referat gelangt bist.« Kolisch an Adorno, 1928

»Wenn einer in der Welt mich auch in diesen extremsten Schichten versteht, dann bist Du es.« Adorno an Kolisch, 1969


Theodor W. Adorno wurde am 11. September 1903 in Frankfurt am Main geboren und starb am 06. August 1969 während eines Ferienaufenthalts in Visp/Wallis an den Folgen eines Herzinfarkts. Von 1921 bis 1923 studierte er in Frankfurt Philosophie, Soziologie, Psychologie und Musikwissenschaft und promovierte 1924 über Die Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie. Bereits während seiner Schulzeit schloss er Freundschaft mit Siegfried Kracauer und während seines Studiums mit Max Horkheimer und Walter Benjamin. Mit ihnen zählt Adorno zu den wichtigsten Vertretern der »Frankfurter Schule«, die aus dem Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt hervorging. Sämtliche Werke Adornos sind im Suhrkamp Verlag erschienen.
Rudolf Kolisch (1896-1978) war ein österreichisch-amerikanischer Violinist und gehörte als Interpret dem engsten Kreis der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg an. Das von ihm 1924 gegründete Wiener Quartett, das sich ab 1931 Kolisch-Quartett nannte und bis 1944 bestand, brachte Werke von Schönberg, Berg, Webern und Bartók zur Uraufführung und erlangte Weltruhm. Nach dem Krieg blieb Kolisch in den USA und nahm verschiedene Lehrtätigkeiten auf, war aber auch immer wieder in Europa präsent. So engagierte er sich zusammen mit Adorno bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt.

»Durch diesen nahen, kaum je unterbrochenen Austausch ist der umfangreiche Briefwechsel, der jetzt in einer großartigen Edition von Claudia Maurer Zenck erscheint, ein fast unerschöpfliches, so ernsthaftes wie unterhaltsames Dokument im Sachlichen wie im Privaten.« Wolfgang Matz Frankfurter Allgemeine Zeitung 20230728
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