Schutzengel und Arme Seelen, fromme Gebete und verbotene Bücher, Papstverehrung und Skepsis gegenüber allem, was protestantisch ist: Das Weltbild katholischer Menschen um 1900 kommt uns in vielerlei Hinsicht sehr fremd vor. Es wäre leicht, das, was sie fühlten und dachten, heute als überholt abzutun. Dieses Buch möchte es sich nicht so leicht machen. Es beruht auf der Annahme, dass die katholische Mentalität dieser Zeit ihre Gründe hatte, und dass ein Verständnis der Welt von gestern (und vielleicht auch manche Aspekte der Welt von heute) nur möglich ist, wenn man neben Päpsten, Politikern und Theologen auch unsere Großeltern, Urgroßeltern und deren Großeltern sprechen lässt - die Menschen also, die ihren Glauben in den turbulenten Zeiten zwischen 1848 und 1933 zu behaupten versuchten.
Florian Baab, Dr. theol., Dr. phil., Vertretungsprofessor am Institut für Katholische Theologie der Universität Hamburg.