Nusret und die Kuh

Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2017, Kategorie Bilderbuch

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medienprofile-Rezension

In seiner neuen Heimat Deutschland denkt Nusret viel an die Großeltern im Kosovo.
Nusret erzählt: nach dem Kosovo-Krieg lebte er bei seinen Großeltern auf ihrem Hof, während seine Eltern versuchten, in Deutschland heimisch zu werden. Zu seiner Einschulung zog er zu ihnen, aber in den Ferien besucht die Familie regelmäßig die Großeltern im Kosovo. Nusrets junges Leben ist zweigeteilt: die frühe Kindheit auf dem Land ist geprägt von Abgeschiedenheit, von der Arbeit mit den Tieren auf dem Hof, von Unbeschwertheit und großelterlicher Fürsorge. Als Schulkind lebt Nusret in einem zunächst fremden Land, in der Großstadt, mit Eltern, Geschwistern und Freunden. Dass Nusret dieses "Doppelleben" nicht als Konflikt erlebt, liegt daran, dass er sich sowohl im Kosovo als auch in Deutschland geborgen fühlen darf, und dass er beiderlei Vorteile erkennt: die harmonische Naturnähe auf dem Land und sein Bildungsweg in der Stadt. Er erfährt die Prägungen beiderlei Lebensweisen als Qualität. Die Nähe und Authentizität seiner Erzählung wird stark auf die jungen Leser wirken, zumal die großformatigen Bilder das ihre zum Reiz der Geschichte beitragen. In teils grobem farbigem Strich, teils minutiös und detailliert, in schönen Farben und nachvollziehbaren Perspektiven, entfaltet die Illustrierung ihr Eigenleben, dem man sich gerne hingibt. Wie experimentell diese Bilder entstanden sind, ist eine eigene Geschichte, die im Anhang erzählt wird und die sogar mit Nusrets Biografie in Verbindung gebracht werden kann. - Für alle!



Stiftung Lesen-Rezension
Der Blick für die ungewöhnlichen Illustrationen dieses besonderen Bilderbuchs wird schon im Vor- und Nachsatz geschärft: Vor einfarbigem Hintergrund treten kleine Szenen und Details, die wie ausgeschnittene Kinderzeichnungen wirken, besonders hervor – und nehmen den Faden vieler Geschichten auf, die damit verbunden werden können. Ein Haus auf einem Hügel, eine Schifffahrt, eine Warteschlange, ein Mann in Uniform, eine große Stadt, zwei Gesichter hinter einer Fensterscheibe, ein kleiner Junge, der Briefe schreibt: Das ist eigentlich schon Nusrets Geschichte, die er dann selbst in einfachen Worten und mit eindrücklichen Bildern erzählt. Seine Eltern und Geschwister sind vor dem Krieg im Kosovo nach Deutschland geflohen und er ist zunächst bei den Großeltern geblieben – zusammen mit einem Hund, zehn Hühnern, drei Gänsen und ... einer Kuh! Während Nusret mit Gans und Hühnern so seine Probleme hat, ist die Kuh für ihn ein Stück Zuhause, das er in seiner Fantasie auch mit auf die Reise ins ferne Deutschland nehmen kann. Gemeinsam erzählen sie von all dem Neuen, das er in der Fremde erlebt, von der Schule, von Freunden und aufregenden Erlebnissen. Aber da ist ja auch noch die Kuh! Und die hat Heimweh nach ihrem Stall, nach der Wiese, den duftenden Kräutern und Blüten – so wie Nusret nach den Großeltern und dem Dorf hoch oben auf dem Berg ... Ob kleine Kinder wirklich die Vielschichtigkeit dieser Geschichte von Heimat und Fremde verstehen, ist im Grunde nicht wichtig. Die fantastischen Illustrationen, die von Illustratorin und Illustrator im permanenten Wechsel von einer Seite des Zeichentischs zur anderen gestaltet worden sind, spiegeln vor allem sehr sensibel und nachvollziehbar das Gefühl der Zerrissenheit wieder. Des Wunsches zu bleiben und der Sehnsucht, im neuen Zuhause anzukommen. Das Ende bietet keine Lösung, sondern ist im Prinzip eher ein Anfang! Die spannende Entstehungsgeschichte der Bilder im Anhang liefert gleichzeitig auch noch ganz konkrete Ideen, wie Kinder – mit oder ohne Fluchthintergrund – eigene Gedanken und Erlebnisse kreativ in's Bild setzen können. Ab ca. 5 Jahren.
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Mitarbeiter-Foto
Ina Winkler
Buchhändlerin
Sankt Michaelsbund
Nusret lebt mit seinen Großeltern und einer Kuh in einem verlassenen Dorf im Kosovo. Die Eltern und die älteren Geschwister, die schon zur Schule gehen, leben längst in Deutschland. Als auch Nusret schulpflichtig wird, soll er zu seinen Eltern nach Deutschland ziehen – aber die Kuh, sein bester Freund, soll unbedingt mit…
Die Autorin wiederholt bewusst nicht das, was wir aus der Realität und vielen Büchern kennen: den traurigen Abschied, die schwierige Ankunft in Deutschland, Probleme mit der Sprache oder mit Vorurteilen. Sie erzählt vielmehr, wie Nusret sich selbst aus dieser vertrackten psychischen Situation rettet. Er stellt sich den Abschied und die Ankunft, die Schule in Deutschland und die neuen Freunde ganz genau vor. Er reist in Gedanken in die Zukunft, nimmt die Trauer in der Fantasie vorweg, und die Kuh darf mit. Und eines Tages - so stellt Nusret es sich vor - besucht die ganze Familie plus Kuh die Großeltern in Kosovo. "Alle sind zufrieden und alle haben Sehnsucht." Der kleine Nusret hat sich eine weise Lösung erträumt, wie die Realität dann aussieht, erfahren wir nicht. Eine berührende Geschichte über Heimat, Fremde, Verlust und Sehnsucht – mit überwältigenden Bildern!
 

"Ich heiße Nusret. Ich lebe mit Omi und Opi in einem Dorf auf einem kleinen Berg. Das Dorf ist ganz leer, seit im Krieg alle Leute fortgegangen sind. Auch meine Eltern sind fortgegangen und leben jetzt in Deutschland. Bald soll ich nachkommen und dort in die Schule gehen. Meine Kuh kommt mit nach Deutschland. Sie ist mein bester Freund. Gemeinsam lernen wir lesen und schreiben, damit wir Omi und Opi Briefe schicken können. Wir wollen ihnen von unserem neuen Leben erzählen. Die Kuh und ich. Ich und die Kuh."

Mehrdad Zaeri, geboren 1970 in Isfahan/Iran, flüchtete im Alter von 15 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Heute lebt er in Mannheim. Er arbeitet seit 1999 als freischaffender Zeichner und Plakatkünstler. Seit 2001 begleitet er Theatergruppen mit projizierten Zeichnungen, die er live auf die Bühne zeichnet.Mit der Illustration des Chinesischen Dekamerons beginnt er einen neuen Weg in seinem Schaffen. Die Illustration von Büchern bildet für ihn den Schwerpunkt seiner künstlerischen Zukunft.
Anja Tuckermann, geboren 1961 in Selb, lebt in Berlin und arbeitet als freie Schriftstellerin und Journalistin. Sie schreibt Romane, Theaterstücke und Libretti sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene. Für ihre Arbeit wurde sie u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
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